Makro-Fotografie (3)

Herausforderung Makro-Fotografie

30. August 2000, 22:51:23 Uhr:

Makro-Fotografie ist das genaue Gegenteil von Schnappschuss-Fotografie. Man muss sich sorgfältig mit der Bildkomposition, der Ausleuchtung und der Schärfentiefe beschäftigen. Andernfalls sind keine guten Ergebnisse zu erwarten.

Stativ

Zur Makro-Fotografie braucht man zwangsläufig ein Stativ. Mit den meist längeren Brennweiten und der sehr kleinen Schärfentiefe kann man nicht „aus der Hüfte” schießen. Eine etwas zu lange Belichtungszeit, und das Bild ist verwackelt. Eine kleine Bewegung nach vorne oder hinten, und das Motiv ist aus dem Schärfebereich.

Bei Makro-Fotografie in der Natur kommt das Motiv nicht zur Kamera, sondern die Kamera muss zum Motiv. Man braucht also ein Stativ, das auch sehr nahe am Boden arbeiten kann. Nur wenige Stative bieten das von Haus aus. Ich habe mir damit beholfen, die Endanschläge der Stativgelenke abzufeilen, so dass sich die Beine bis zur Waagerechten spreizen lassen. Die dabei störende Mittelsäule habe ich abgesägt, sie ist ohnehin überflüssig. Bei Stativen mit Querverstrebungen wäre das natürlich nicht möglich.

Schärfentiefe

Im Makrobereich ist die Schärfentiefe sehr gering. Allgemein gesprochen verkleinert sich die Schärfentiefe mit wachsendem Abbildungsmaßstab, also mit wachsender Brennweite und kleinerem Abstand. Bei 100 mm Brennweite und kurzem Abstand (also nahe beim Maßstab 1:1) ist der Schärfentiefebereich nur noch wenige Millimeter groß. Man muss also einerseits die Schärfe gezielt auf einen Punkt legen. Gleichzeitig muss man die Blende so wählen, dass das Motiv möglichst komplett scharf wird, aber der Hintergrund möglichst noch unscharf bleibt. Der Hintergrund wird so idealerweise zu einer unscharfen Fläche, die nicht vom eigentlichen Motiv ablenkt. Die gewählte Blende ist also normalerweise ein Kompromiss zwischen Schärfentiefe und Hintergrundeindruck.

Ob die Schärfentiefe ausreicht, erkennt man am besten mit der Schärfentiefevorschau der Kamera. Damit wird das Objektiv auf die eingestellte Blende abgeblendet, und man sieht die Schärfe so wie sie später auf dem Bild erscheinen wird. Schärfentiefenrechner oder entsprechende Tabellen sind hier meist weniger geeignet. Diese zeigen zwar an, welcher Bereich für eine bestimmte Blende in etwa scharf sein wird, aber die zugehörige Wirkung auf die Abbildung des Hintergrunds wird so nicht ersichtlich.

Der Hintergrund

Der Hintergrund sollte, sofern er im Bild überhaupt vorkommt, möglichst nicht vom Motiv ablenken. Das ist dann der Fall, wenn er aus möglichst großen, gleichmäßigen und unscharfen Flächen besteht. Mit einer längeren Brennweite gelingt dies oft schon, indem man das Motiv aus einem etwas anderen Winkel anvisiert. Das Hauptmotiv verändert sich dabei kaum, aber durch den kleinen Bildwinkel des Objektivs erscheint ein völlig anderer Ausschnitt des Hintergrunds. Dieser sollte etwa gleichmäßig hell und zugleich weit genug aus dem Schärfebereich entfernt sein, so wie in nebenstehendem Bild. Der Himmel ist hier oft weniger geeignet, denn durch seine Helligkeit wird der Kontrast im Bild meist größer als es der Film verkraften kann.

Die Ausleuchtung

Bei der Makrofotografie in der Natur hat man meist das Problem, dass das Licht in Bodennähe und womöglich noch im Unterholz sehr schwach ist. Zudem ist das Licht oft ungleichmäßig verteilt, also z. B. von oben (Himmel) sehr viel Licht kommt und von unten (Waldboden) sehr wenig. Man ist oft gezwungen, dem Licht etwas nachzuhelfen. Dafür gibt es zwei Hilfsmittel, das Blitzgerät und Reflektoren.

Mit dem Blitzgerät kann man für kurze Zeit ein Licht von einer einigermaßen natürlichen Farbe erzeugen. Das Problem mit dem Blitzlicht ist, dass es aus nur einer Richtung kommt und starke Schatten erzeugen kann. Diese Schatten kann man mit Reflektoren oder mehreren Blitzgeräten beseitigen. Leider sieht man beim Aufbau dann trotzdem nicht das Bild so, wie es beim Auslösen auf den Film gebannt wird. Eine sichere Kontrolle des Lichteinfalls ist schwierig.

Ich selbst arbeite lieber mit Reflektoren wann immer es möglich ist. Hier kann man in aller Ruhe das vorhandene Licht auf das Motiv ausrichten und sieht das Bild dabei immer so, wie es später auch auf dem Film zu sehen sein wird. Es besteht auch weniger die Gefahr, dass das Motiv regelrecht durch den Blitz „erschlagen” wird. Auf dem Bild links habe ich die Unterseite und den Stiel des Pilzes nur leicht aufgehellt und damit allzu starke Schatten beseitigt. Dabei sieht das Licht immer noch recht natürlich aus.

Reflektoren kann man selbst basteln, indem man Karton mit Alufolie beklebt. Ich bin von dieser Methode aber abgekommen, denn diese Eigenbauten verschleißen sehr schnell. Es gibt alternativ sehr gute faltbare Reflektoren aus Textil zu kaufen, wobei die mit einer silbernen/weißen Seite und einer goldenen Seite besonders zu empfehlen sind.