Durch Colorado

Sonntag, 10. Juni 2001: Tag 2

Carlos lernt die unterschiedlichen Getreidearten auf Englisch und nervt (ähhh) erfreut mit deren Wiederholung die anderen in den darauffolgenden Tagen.

Der Suburban hat keine Abdeckplane für das Gepäck – drei Ingenieure wissen Rat: Mit einer Art Zeltplane aus dem nächsten Wal Mart, sowie vier (natürlich immer griffbereiten) Kabelbindern und einem Messer entsteht ein mindestens genauso guter Ersatz. Und was lernen wir dabei: „Tarp” natürlich!

Und dann geht der Urlaub so richtig los:

Tom und Carlos stützen den Suburban

Nach einem kurzen Foto-Shooting am Broadmoor Hotel („eigentlich ganz nett, aber die Fassade ist irgendwie total überladen”) kommt Tom auf der Old Stage Road voll auf seine Kosten: Eine ungeteerte Strecke quer durch die Ausläufer der Rockies – mit phantastischen Ausblicken – und einem noch phantastischeren Spritverbrauch (Schluckspecht!!!!).

Victor, die „Goldgräberstadt in den Bergen” erweist sich als erbärmliche Ansammlung abgehalfterter Spelunken.

Cripple Creek, CO

In Cripple Creek hingegen regiert der Mammon - ein Spielkasino neben dem anderen. Dadurch ist Geld in der Stadt, was neben einem Straßen-Cookout uns zu einem kurzen Bummel einlädt. (Carlos Kommentar später dazu: „Jaaa, Cripple Creek! Das mit dem lustigen, bärtigen Sheriff…”).

Weiter zu den Florissant Fossil Beds, wo nach einem ersten Picknick eine kurze Wanderung auf dem Programm steht. („Schnauf! Auf welcher Höhe sind wir hier eigentlich?”). Auf der Wanderung sehen wir zwar das Gerippe eines Rehs, was wir allerdings nicht wirklich zu den Fossilien zählen wollen. Erst am Ende sehen wir sie: Einige Baumstümpfe von versteinerten Redwoods („Redwoods, hier?”), die zwar teilweise überdacht, sich aber doch in einem erbärmlichen Zustand befinden. Ein interessanter Talk einer Rangerin („Carlos, wie hieß denn die?” „Shawn natürlich! Nachnamen weiß ich aber nicht mehr…”) gibt Aufschluß über die Entstehungsgeschichte der Region, genauso wie der versteinerten Bäume – und daß die heute sichtbaren von profitgierigen Besitzern mit Sprengstoff ausgegraben wurden.

Es ist kälter geworden und ein Gewitter zieht auf – was uns zum Aufbruch veranlaßt. Eine längere Fahrt durchs nichts, gefolgt von einer längeren Fahrt durch ebensowenig führt uns schließlich nach Gunnison, wo wir nach kurzer Suche in einem „Mesa Inn” unterkommen. Auf eine Nachfrage wo man denn hier was gutes Essen könnte (8:30 abends) entpuppt sich Gunnison als richtiges Kaff: „Gleich nebenan ist es sehr gut, aber die machen jetzt gerade zu…”. Schließlich bleiben wir schließlich bei einem Subways hängen („…? Welche Brotsorten haben sie denn? Gut, dann das mit Käse…? … Wie, welche Soße? … Ja, mit allem! Nein, mit Chips ist OK! Ja, zum Hieressen…!”)

Montag, 11. Juni 2001: Tag 3

Gleich hinter Gunnison liegt der Curecanti NRA. Ein Fluß mit einem saftig bewachsenen Flußbett schlängelt sich durch ein wirklich malerisches Tal. Noch relativ früh am Morgen ist noch niemand unterwegs und wir legen bei „Neversink” auf einem verlassenen Parkplatz einen ersten Halt ein. Eine kürzere Wanderung auf einem Waldweg, ähh …Wegchen ähhh …Trampelpfad ähhhh „wo ist eigentlich der Weg?” führt uns ein Stück den Fluß entlang, wobei wir feststellen konnten, daß an Michl ein Ranger verloren gegangen ist („Diese Blume ist … und dieser Vogel ist ein …”). Außerdem sehen wir zum ersten Mal seine „neuesten” Errungenschaften in seiner Photoausrüstung: Ein 400er Teleobjektiv mit zwei Konvertern – damit macht Tierfotografie erst richtig Spaß.

Dillon Pinnacles

Weiter geht es mit einer Wanderung zu den Dillon Pinnacles. Eine interessante Felsformation, die sich inmitten von Sagebrushes und anderen Sträuchern nach einigen Meilen Wanderung genau vor uns erhebt. Zu sehen gibt es auch Wiesen voller Schmetterlinge, sowie eine Giant Robberfly. Michl hat ein erstklassiges Buch dabei, das uns bei der Bestimmung von Fauna und Flora hilft.

Als Mittagessen ist wieder Picknick angesagt. Diesmal direkt am Fluß. Hier machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit der „roten Taste” an der Autofernbedienung, die das Auto solange panisch hupen und blinken läßt, bis man die Tür von Hand aufgeschlossen hat und den Schlüssel ins Zündschloß gesteckt hat - dem einen Angler, der uns ganz schockiert dabei angesehen hat, haben wir bestimmt die ganzen Fische vertrieben. Es sollte bei weitem nicht das letzte Mal sein, daß wir aus Versehen auf diese Taste kommen.

Black Canyon of the Gunnison

Danach ist eine kurze Wanderung am Morrow Point Dam angesagt, entlang des Mesa Creek – eine Out-and-Back Wanderung, bei der wir darauf verzichtet haben uns richtiges Schuhwerk anzuziehen („sind doch nur ein paar Meter”). Prompt rutscht Carlos auf einem Stein entlang und schneidet sich eine Zehe auf (lapidarer Kommentar von ihm - ohne zu Zucken: „Ich glaube ich habe mir gerade den Zeh aufgeschnitten. Wir sollten uns vielleicht etwas beeilen, bevor ich allzu viel blute”). Jaja, die harten Kampfsportler halt. Also im Laufschritt zurück zum Auto. Hier wird Carlos erst einmal fachmännisch versorgt und hat damit wenigstens einen halbwegs plausiblen Grund an diesem Tag nicht mehr zu fahren.

Am Nachmittag steht noch der Black Canyon of the Gunnison auf dem Programm, der zum Glück nur kurze Wege zu Laufen notwendig macht und ein ums andere Mal Aussichten auf einen eher schmalen, dafür um so tieferen Canyon aus dunklem Gestein offenbart, in dessen Tiefen sich ein unscheinbarer Fluß windet. Dieser Canyon ist deutlich „nahbarer” als der Grand Canyon, weshalb uns seine Tiefe und Steilheit um so mehr beeindrucken.

Richtung Grand Junction – unserem heutigen Tagesziel – geht die Fahrt danach ziemlich ereignislos weiter. Hier übernachten wir in einem Budget Motel, in dem sich nach uns auch noch ein ganzer Schulbus voll Jugendlicher einfindet, die versuchen die Nacht zum Tag zu machen. Abendessen gab es im Applebees, wo wir lernen mußten, daß es auf Strawberry- und Peach-Lemonade offiziell nur einen Refill gibt.

Dienstag, 12. Juni 2001: Tag 4

Am Morgen mußten wir feststellen: Auch wir verstehen nicht alles, was ein Ami so in seinen Bart brabbelt. Bei Motel waren drei Frühstücksgutscheine dabei. Wir hatten verstanden „Das Restaurant ist gleich nebenan. Dennys.”. Michl und Carlos als rein, Tom ist mitgestapft. „Neee, die Gutscheine sind hier nicht gültig. Die können sie nur bei Good Pastures einlösen, ganz die Straße rauf”. Naja so haben die beiden ihr Frühstück halt bezahlt.

Dinosaur NM

Danach ging es ins Dinosaur National Monument. Ein inhaltlich eigentlich zweigeteilter Park. Es gibt eine Mini Stelle, wo man Dinosaurier-Knochen sehen kann (wovon der Park seinen Namen hat) und ansonsten viele tolle Ausblicke von einem Hochplateau aus. Also fahren wir auf dem Rim Drive herum und machen ein Paar Fotos von einigen netten Aussichtspunkten, bis wir zu einer abseits gelegenen Stelle kommen, wo wir gleich die nächsten Stunden inkl. Picknick bleiben: Dem sogenannten Canyon Overlook. Hier ist es so schön und friedlich, die Aussichten sind so grandios und es gibt auch ansonsten Unmengen zu sehen, daß wir hier gleich einige Stunden bleiben. Beispielsweise sieht man hier Bäume an denen die gehäuteten Körper von Zikaden hängen, oder auch mit bunten Flechten bewachsene Steine.

Irgendwann können wir uns dann doch losreißen und wir fahren weiter. Ein Teil der geplanten Route war die Echo Park Road – nicht nur eine ungeteerte Straße, sondern an einigen Stellen schon eine Off-Road-Strecke. Steil geht es hinab in den Canyon bis wir zum Green River kommen und einen Blick auf eines der Wahrzeichen des Parks, den Steamboat Rock werfen können. Auf dem Weg dorthin gibt es schroffe Gesteinsformationen, blühende Kakteen, Wandmalereien, eine Echo-„Höhle” sowie drei Zeitalter verlassener Häuser zu sehen. Wir machen uns dann jedoch relativ bald auf den Rückweg, da dunkle Wolken aufziehen und es sporadisch zu tröpfeln anfängt. Die Straße würde sich bei Regen in ein kaum passierbares Matschloch verwandeln. Auf der Rückfahrt den steilen Berg hinauf begegnen wir einem PKW, der schon auf einem flachen Stück dahinzukriechen scheint. Ob der wohl mittlerweile auch einen Weg hinaus gefunden hat? Naja, wer nicht in der Lage oder Willens ist die Warnschilder bei der Einfahrt zu lesen, ist selbst schuld.

Dinosaur NM

Wir (oder war es doch nur Tom) – so angetan von der Offroad-Strecke – wollten gleich noch eine Abkürzung quer durch das Hinterland des Parks nehmen („spart uns etliche Meilen”). Und wie man es ja allgemein kennt: So richtig schön ist es erst mit Schwung. Wir donnern also mit gemütlichen 55 Meilen die ungeteerte Straße entlang, als plötzlich links hinten ein schabendes Geräusch zu hören ist. Sch…! Doch wir sehen nichts! Und es will auch nicht durch Neustarten des Autos verschwinden! Also läßt Tom das Auto rollen und Michl und Carlos rennen robbend neben dem Auto her. Nachdem wir mitten in der Pampa sind, fahren wir letztlich doch langsam weiter, bis es auf einmal einen lauten Schlag tut und ein Stein, um einen solchen hat es sich offensichtlich gehandelt, sich aus den Bremsscheiben wieder löst. Danach war wieder alles in Butter.

Auf der Fahrt nach Vernal schauen wir noch kurz bei der Dinosaur Quarry vorbei, einer überdachten Ausgrabungsstätte der besagten Dinosaurierknochen. Interessant, aber dies hier wäre alles andere als tagesfüllend gewesen.

In Vernal übernachten wir im Days Inn und gehen abends beim Mexikaner („It's pretty good”) Essen („Haben die hier auch Messer?” und die Blumengießkannen als Trink-Wasserbehälter).

Mittwoch, 13. Juni 2001: Tag 5

Flaming Gorge

Am nächsten Tag ist es noch etwas kühler, dafür ist der Himmel am Morgen auch sehr blau. Er bewölkt sich jedoch bis Mittag immer mehr. Wir sind auf dem Weg zur Flaming Gorge und durchqueren dabei ein Espen-Wäldchen nach dem anderen, die uns schon fast unnatürlich grün und saftig erscheinen.

Die Flaming Gorge leuchtet im Licht des Morgens in allen erdenklichen Rot-Tönen. Wir wandern den Rim-Drive entlang, wo wir neben Ausblicken auf die Gorge auch noch ganze Fotoserien von Squirrels und Vögeln machen konnten. Am Wendepunkt ist es schon so kalt geworden, daß wir alle froh sind, Jacken mitgenommen zu haben. Tom unterzieht seinem GPS einem G-Test, indem er es auf einen Felsen fallen läßt – außer einer kleinen Schramme auf dem Display und einem kleinen Problem mit der Antenne hat es dies jedoch ganz gut überstanden. Dunkle Regenwolken ziehen auf und kurz bevor wir den Ausgangspunkt erreichen fängt es erst an zu graupeln und dann richtig zu schneien. Das Thermometer im Rückspiegel unseres Autos macht es deutlich: 34 Grad Fahrenheit. Brrrr! Auf der Weiterfahrt sehen wir zum ersten Mal aus nächster Nähe Pronghorns, die zwar aussehen wie Antilopen, aber eigentlich überhaupt nicht mit ihnen verwandt sind.

Wir übernachten an diesem Tag in Green River im Coachman Inn. Zum Abendessen gibt es Pizza mit einem Verbilligungs-Gutschein von Papa Johns – der sich dann als Dominos herausgestellt hat – was die Verwendung des Gutscheins nicht gerade erleichterte :-) . Danach folgen wir genau den Anweisungen der Dame an der Rezeption unseres Motels (Zweite Ampel links, am Ballpark rechts, an der Tankstelle rechts, …) und finden tatsächlich den wohl bestversteckten Grocery-Store eines Kaffs. Danach holen wir uns noch von Arctic Circle (natürlich mit einem Coupon) drei Milchshakes, die sich eher als Eis zum Löffeln herausstellen, dafür aber mit frischen Früchten zubereitet wurden und wirklich lecker sind.

Donnerstag, 14. Juni 2001: Tag 6

Wiesenstärling, Bear Lake NWR

Nachdem wir am Tag zuvor mehr Zeit in der Flaming Gorge verbracht haben als geplant, haben wir den Seedskadee NWR auf heute verschoben. Ein kaum sichtbares Schild weist darauf hin. Ein Flußlauf nebst weitläufigen Marschen bietet idealen Lebensraum für Vögel. Und die gibt es hier ohne Ende. In einer kleinen Ranger Station erklärt uns ein Ranger genau, wo was für Tiere zu finden sind. Wir sind das einzige Auto; als wir einige Stunden später weiterfahren sind wir immer noch alleine. Tja, wer nicht will, der hat schon. Und was wir für Tiere sehen: Osprey (Fischadler), Sandhill Cranes, Yellowheaded und Redwinged Blackbirds, Pelikane, eine riesen Eule … und schließlich <tata!> Bald Eagles (Weißkopfseeadler)   und das aus nächster Nähe! Nur die Golden Eagles waren ausgeflogen und hatten ihr Junges alleine auf dem Nistplatz zurückgelassen.

Danach sind wir noch bei der Fossil Butte N.M. vorbeigefahren, wo sich extrem gut erhaltene Fossilien oder besser ihre Abdrücke in Steinplatten bewundern ließen (Teile davon sehen wir bei unserem Besuch im Museum of Natural History am letzten Tag in Denver wieder).

Hier haben wir dann auf einer Aufstellung festgestellt, daß wir schon so gut wie alle Fossilien-Parks des NPS in USA besucht haben oder in diesem Urlaub noch werden.

Auf der Weiterfahrt wundern wir uns alle, wie schlecht das Auto bei entgegenkommenden Trucks liegt, ja schon fast schlingert. Bei einem Tankstopp sehen wir den Grund: Ein Stein hat den linken hinteren Reifen perforiert. Also: Operation Reifenwechsel. Ersatzrad aufziehen und grummelnd weiter.

In Montpellier haben wir dann Quartier bezogen in einem Super 8 Motel. Zum krönenden Abschluß des Tages haben wir einen Abstecher in die nördlichen Ausläufer der Bear Lake Marschen unternommen, wo es wiederum von Vögeln aber leider auch von Steckmücken nur so wimmelt, was uns die Abendwanderung in eine Fotosafari mit dem Auto umplanen läßt. Hier sehen wir auch ein Rudel junger Füchse, die vor ihrem Bau in der Sonne spielen.

Michl und Carlos gehen am Abend noch im Butch Cassidy Saloon Essen.