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Glacier, Kootenay

Tuesday, July 2nd, 2002: Glacier N.P.

Einen Tag haben wir totzuschlagen, welcher ist da ziemlich Wurst. Grund ist, dass unser Versuch auf dem Kicking Horse River zu raften durch die Kanadier, ihren depperten Feiertag und ihre Liebe zum Wasserplantschen vereitelt worden war. So nutzen wir den Tag zu einer gemütlichen Rückfahrt von Revelstoke nach Golden. Auf dem Weg wollen wir im Glacier Nationalpark, genauer im Beaver Valley, wandern gehen. Wir erwischen einen Parkplatz zu früh und werden Zeuge einer Luftrettungsaktion oder einer entsprechenden Übung. Leute seilen sich mit massig Gepäck an einem über uns schwebenden Hubschrauber an und lassen sich am Gipfel eines angrenzenden Berges (Teil einer Hügelkette) wieder absetzen. Tom kann sich nur schwerlich die Frage verkneifen, ob er mitfliegen darf. So fahren wir ein Häuschen weiter. Der Weg zum diesmal richtigen Parkplatz wird durch eine Brücke versperrt, die – nur wenig breiter wie unser Auto und ohne jegliches Geländer – unsere derzeitige Fahrerin Geli zu einem Pilotenwechsel veranlasst. Diese Brücke ist ihr alles andere als geheuer. Tom geht vor dem Camper her, wird aber schon nach wenigen Metern von diesem im Stile von „Stand by me” gejagt und kann sich nur durch einen halsbrecherischen Hüpfer von einem halben Meter in Sicherheit bringen. Wir sind die einzigen am Parkplatz. Die Wanderung beginnt an einer wunderschönen Blumenwiese, die in einer, offensichtlich von einem Gletscher gebildeten Mulde uns entgegenlächelt. Nachdem wir am Anfang einige Meter Höhe gewonnen haben, verläuft der weitere Pfad – denn um mehr als einen Trampelpfad handelt es sich hier nicht – durch uralten Wald. Moose, Farne, umgestürzte Bäume und Gestrüpp bestimmen das Bild. Und alle paar Meter findet man auf dem Pfad Bärensch… Und

Glacier NP
die wird immer frischer – wie Geli am eigenen Fuße erprobt. Michl stellt fest: „Die nächste dampft noch und die übernächste kommt gerade aus dem Arsch des Bären”. Doch den bekommen wir nicht zu Gesicht. Nachdem ein anzusteuerndes Ziel über 30 Kilometer (einfach) entfernt wäre, drehen wir nach ca. 5 Kilometern wieder um und gehen denselben Weg zurück. Plötzlich ertönt in der Ferne eine Dauerhupen. Und es wird lauter, je näher wir kommen. Haben wir vergessen die Handbremse an unserem zugegebenermaßen auf abschüssiger Straße geparkten Wagen anzuziehen? Doch nach einigen weiteren Kilometern wird klar. Da hat sich wohl ein anderer derhutzt. Unser Camper steht unversehrt da und harrt unseres Kommens. Nach einem Mittagessen überreden wir selbst Geli zu einigen Wurfübungen mit dem supergriffigen gelben Massageball, den Tom dabei hat. Nachdem sie die Lust verloren hat, artet das Ganze etwas in ein „wer wirft am weitesten” aus.

Danach setzen wir unsere Fahrt fort und kommen wohlbehalten in Golden an. Durch einen Besuch in der Stadt finden wir auch einen Liquor Store. Und dieser hat sogar Baileys. Wer hätte es gedacht. Nachdem die Flasche allerdings riesig (für die verbleibenden Tage) und schweineteuer (27.90 Can$ + Tax) ist, weicht Tom nach Nachfragen auf ein kompatibles Gesöff aus, das auch in kleinern Mengen zu haben ist und lädt die Rasselbande zum Selbständigen leeren der Flasche ein – was will er schon mit dem Zeug anfangen.

Wir übernachten noch einmal auf dem Whispering Spruce Campground und können sogar Geli und Michl zum Mitspielen beim Beach-Volleyball überreden, was Michl schamlos zu dem Versuch ausnutzt, sich alle Verletzungen auf einmal zuzuziehen, an denen Tom schon den ganzen Urlaub arbeitet.

Zum Abendessen gibt es Nudeln mit einer Spinat-Fertigsoße. Kaum notwendig zu erwähnen, dass Tom – fürsorglich wie er ist – die Menge der anderen durch Ignoranz des Abendessens erhöht.

Vor, während und nach dem Essen machen sich Geli, Michl und Robert über den Baileys-Ersatz her. Melita oder wem auch immer sei dank haben wir ja sogar Eiswürfel im Gefrierfach. Nach drei Gläsern, bei denen kaum der Boden richtig bedeckt ist, begibt sich Geli in den Zustand abgefüllt und danach schnurstracks ins Bett.

Wednesday, July 3rd, 2002: Kootenay N.P.

Travel back to the days when home baking meant just that – all the best and simplest of ingredients from the pantry shelf. Just honest to goodness, goodness! These macaroons were lovingly baked in our kitchens the way Mom used to bake 'em, using only original ingredients, including thickly shredded coconut, farm fresh egg whites and real care. So moist and chewy that if you close your eyes you can picture Mom just taking them out of the oven.

(Packungsbeschreibung von Our Compliments Coconut Macaroons)

Wir sind schon wieder auf dem Rückweg Richtung Ausgangspunkt. Heute merken wir es noch nicht allzu sehr, denn heute geht es überwiegend Richtung Süden, aber ab Morgen wird es dann ganz deutlich. Heute beginnt der Teil der Strecke, die Tom sich näher angeschaut hat. Michl seine Route endet auf dem Campground in Golden. Nach einem Blick auf Tom seine Aufzeichnungen beginnt dessen Strecke in Banff. Ähhh. Moment mal. Teleportieren ist doch immer noch nicht erfunden, oder? Da bleibt uns doch wohl nichts anderes übrig, als durch Yoho und Banff erst mal wieder ein gutes Stück Richtung der Stadt Banff zu fahren und dann Richtung Vermillion Pass abzubiegen. Auf dem Weg dorthin haben wir wunderschönes Wetter und auf einem Teil des Himmels bildet sich in rascher, gleichmäßiger Abfolge von blauem Himmel und Wolkenstreifen ein Teil der amerikanischen Fahne. Haben wir die Invasion verpasst. Eigentlich dachten wir bis jetzt, die Invasion wäre von Deutschen und Japanern durchgeführt worden. Ein Gutes hat unsere neuerliche Fahrt dann ja doch. Nachdem wir offensichtlich auf unserem Campground in Lake Louise unsere Fußmatte – ähhh – längerfristig haben auslüften lassen, schauen wir doch gleich noch einmal bei diesem vorbei und versuchen sie wiederzubekommen. Leider hat sie dort niemand gesehen. Vermutlich hat der dort ansässige Bär jetzt eine Fußmatte vor seiner Höhle. Und wer will sich schon mit dem anlegen. Also geht es weiter. Am Vermillion Pass überqueren wir wieder einmal die Continental Divide. Hypothetische Regenwolken auf der einen Seite würden in den Pazifik regnen die auf der anderen Seite in den Atlantik. Ein weiter Weg. Wir machen zwei kurze Wanderungen. Eine in den Marble Canyon – ein enger, tiefer und durch zwei Gletscher und einen Fluss geformter Slotcanyon sowie zu den Paint Pots, einer indianischen und frühkolonialistischen Abbaustelle für Ocker-Grundstoff. Dieser wurde früher von den Indianern in kleine Bällchen gerollt, im Feuer getrocknet und dann zermahlen. Mit Fischöl vermengt gab dies den Grundstoff für eine starke und haltbare Farbe. An der Quelle des Flusses, der die Stoffe aus dem Boden wäscht, haben sich drei Paintpots gebildet. Einer enthält passend eher ockerfarbenes Wasser. Die anderen beiden sind durch einen Fluss mit weiterem Frischwasser versorgt, was ihnen nicht nur eine grüne Farbe, sondern auch einen dicht bewachsenen Rand beschert.

Wir befinden uns nun schon seit längerem im Herzen des Kootenay National Parks. Weiter geht die Fahrt vorbei an einigen weitern Stopps, wie z.B. dem Kootenay Valley Viewpoint, der einen „dramatic overview of the Kootenay River Valley and the Mitchell & Vermillion Ranges” verspricht, was sicherlich auch stimmen würde, wäre nicht so viele Bäume im Weg, dass man eigentlich nur diese sieht. Auch ein weiterer Stopp am Olive Lake, entpuppt sich nur hinsichtlich der Akustik in der Toilette als besonderes Ereignis. Anfang des letzten Jahrhunderts mag dies mal ein phantastischer Halt für die damaligen Reisenden gewesen sein, doch heute. Naja. Bygones.

Wir kommen durch Radium Hot Springs, das sich durch die Anwesenheit von heißen, voll vermarkteten Quellen und bayrischen Restaurants und Hotels auszeichnet. Wir wollen aber noch weiter Richtung Süden. Da wir noch einige Dinge zum Abendessen benötigen aber den Grocery Store in voller Fahrt verpasst haben, machen wir gleich nach dem Ende des Städtchens einen Wendelin. Dieser entpuppt sich als Wetlands Viewpoint über die ein gutes Stück tiefer liegenden Marschen. Nachdem es hier schön und sonnig ist, laden wir wir Geli und Michl aus und Robert und Tom fahren alleine zurück. Nachdem sich der erste Einkaufsladen als Flop entpuppt hat und wir zwar im benachbarten Hardware Store lernen, dass Matte auf Englisch „mat” heißt, können wir doch keine passende solche als Ersatz für unsere verlustig gegangene auftreiben. Gegenüber finden wir dann doch noch einen Einkaufladen genannt „Market”, der sich als erstaunlich preiswert herausstellt. Statte den von Michl gewünschten 300g tiefgefrorene Erbsen bringen wir eine Dose mit – einzige Alternative wäre eine Kilopackung gewesen. Tom schließt mit Robert eine Wette um nichts ab, dass sich Michl ob der Matschigkeit der Dosenerbsen beschweren wird und gewinnt diese mit Leichtigkeit. Auf der weiteren Fahrt machen wir noch einmal spontan halt am Dutch Creek, wo sich so genannte Hooddoo Formationen in einem weißen Felsplateau gebildet haben. Hooddoos sind einzelstehende Säulen, um die das Gestein herum wegerodiert ist. Nachdem sich die Strecke zum geplanten Stopp am Norbury Lake als zu lang erweist, machen wir halt im Wasa Lake Provincial Park. Ein schön ruhiger, abgeschiedener Campground, leider ohne Anschlüsse und auch ohne Duschen. Zum Abendessen macht Michl mit dem Rest des Reises noch einmal seinen Gemüsereis und Tom steuert – nachdem das mitgebrachte Hackfleisch von Michl verschmäht wurde – zwei Hacksteaks bei, gefüllt mit Kartoffelstücken und bedeckt mit angedickten frischen Champignons.