Note: This page is only available in german language.

Idaho

Tuesday, June 22nd, 2004

Keine Wolke, die Sonne brennt, heiß, windstill

Heute war nicht viel geboten. Es ging hauptsächlich darum, die Entfernung zu den interessanteren Orten in den nächsten Tagen zu verkürzen. Demzufolge bestand die meiste Zeit des Tages aus Autofahren. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Palaver auf der Baustelle „Days Inn” in Burns geht es erstmal nach Osten und Süden. Schnell erweist sich die Landschaft als ebenso eintönig wie Burns. Zur Abwechslung haben wir ein paar hochinteressante Zwischenstopps eingeplant. Diese zu finden ist aber gar nicht so leicht. Das Navigationssystem lenkt uns zielsicher über Straßen, die nicht mehr existieren, oder wir fahren auf Straßen, die das System nicht kennt. Schließlich landen wir doch noch bei der Attraktion „Round Barn” nebst Visitor Center. Das östliche Oregon hat WIRKLICH nicht viel zu bieten. So wird selbst eine runde statt viereckige Scheune zu einer Sehenswürdigkeit. Das Visitor Center war dann auch größer als die Scheune selbst. Tom ist tief enttäuscht, hat er doch einige geniale Photos einer riesigen roten Scheune vor einer imposanten Bergkulisse gesehen und diese hier vorzufinden erwartet…

Nach einiger Irrfahrt über ungeteerte Straßen, Schotterpisten, und letztlich Wegchen (an diesem Punkt entscheiden wir uns schließlich umzudrehen) landen wir dann wieder auf dem Highway, der durch die immergleiche Landschaft führt. Die nächsten Hauptattraktionen des Tages waren dann das Grab eines Durchreisenden der 49er (und jüngsten Mitgliedes der Lewis und Clark Expedition (Charbonneau hieß der Typ) und ein Pelota-Spielfeld (immerhin ein steinernes). Wow! Einzige Abwechslung auf der Strecke war eine Baustelle, von deren Flaggerin wir uns gerne anhalten ließen. Nach einer viertel Stunde Wartezeit durften wir dann auch schon hinter dem Leitfahrzeug durch die Baustelle zuckeln. Jetzt verlassen wir die Hauptstraßen, um die Geisterstadt Silver City zu besuchen. Vorher lassen wir sicherheitshalber unser Auto noch mal voll tanken, wobei die beiden Jungs von der Tankstelle offenbar zu oft am Benzin geschnüffelt haben (remember: Wir sind immer noch in Oregon – hier können die Leute nicht selbst tanken).

Silver City

Die Straße nach Silver City erweist sich schnell als Herausforderung. Tiefe Löcher und große Steine in der Piste lassen uns nur noch im Kriechgang vorankommen. Dann kommen auch noch die sieben Plagen über uns; na ja, zumindest eine in Form von Massen von Grillen. Michl steigt aus und versucht eine zu fangen, aber die sind wirklich fix – zumindest die, die wir nicht auf der Straße schon platt gemacht haben – aber die will ja keiner mehr sehen (außer Carlos, der etwas von „Frittieren und Essen” murmelt) Silver City ist dann gar keine solche Geisterstadt. Viele Häuser sind noch bewohnt. Oder sind das etwa?!? Alles recht ansehnlich und wirklich am ADW gelegen.

Alles macht einen netten und auch fotogenen Eindruck, aber größere Attraktionen gibt es leider nicht, weshalb wir einmal durch die Straßen schlendern und uns bald wieder mit der Abfahrt in Richtung Boise auseinandersetzen. Die war zwar wesentlich besser als die Anfahrt, aber leider hat Carlos das Serpentinenfahren gar nicht vertragen. Aber es ist alles dort geblieben wo es hingehört! Sein Magen konnte sich dann auf dem Highway und auf der Interstate wieder beruhigen, und beim Burger King (nach dem Frühstück die erste geregelte Nahrung des Tages) hat er dann sogar wieder feste Nahrung zu sich genommen.

Wir beschließen, das Snake River Birds of Prey NRA auszulassen und stattdessen sofort nach Twin Falls weiterzufahren. Hier kommen wir in einem Super-8 unter, wo wir die Gunst der Stunde nutzen und eine Waschaktion starten. Während Michl Tagebuch auf dem Zimmer schreibt, beobachten die anderen die Waschmaschine und spielen dabei Trichu. Später dann kurz vor 11 kommt noch mal Robert im Zimmer vorbei und entführt alles Essbare. Ob wir davon Morgen noch etwas wieder sehen?

Wednesday, June 23rd, 2004

Sonnig, sehr heiß, teilweise bewölkt

Wir fahren heute eine Schleife in den Sawtooth National Forest, wo es die City of Rocks nebst anderen Felsformationen zu bewundern gilt. Um dorthin zu kommen fahren wir erst einmal eine Stunde nach Südosten. Anfangs auf der Autobahn, dann durch ausgedehntes Farmland. Außer ausgefeilten Bewässerungssystemen für die Felder, gibt es hier wenig zu bestaunen. Zumindest sehen wir, warum in USA die großen Felder rund sind: Ein Wasseranschluss in der Mitte speist eine im Kreis fahrende Bewässerungsanlage.

City of Rocks

Wie nicht anders zu erwarten, verlässt uns auch heute irgendwann wieder die Teerstraße, doch handelt es sich zur Abwechslung mal um wirklich gut befahrbare Schotterpisten. Unterwegs grübeln wir über die Abschaffung der Vokale zu Gunsten ihrer kehlig gesprochenen Verwandten „ähhh” „öhhh”, „ühhh”. Das Geschuckel führt dann auch zu einigen Aussetzern, z.B. der grammatikalischen Perle von Carlos: „Außerm Schatten geht der Wind”. Er rechtfertigt sich damit, dass „Was hab ich müss lachen in die Händ müss batsch” noch viel schlimmer sei… Die Landschaft wird immer grüner und immer hügeliger. Auch mischen sich immer mehr farbige Blumen in die Farbpalette der Natur. Einen tollen Kontrast bieten die skelettartig weißen, abgestorbenen Bäume und die riesigen schroffen Felsen. Hier und später auch in der City of Rocks gibt es keine kleinen Felsbrocken. Hier hat alles gigantische Ausmaße, die man erst richtig begreift, wenn man darauf herumkraxelt. Den Anfang machen die Twin Sisters, einem photogenen Doppelfelsen, den wir auch aus der Nähe erkunden. Von der Ferne wirkt er total glatt, doch aus der Nähe hat er mannsgroße Auswaschungen und riesige Furchen. Alles wirkt sehr beeindruckend und von Kodak gesponsert, denn jeder Fels scheint einem zuzurufen „Fotografier mich!”. Zum Glück haben wir Phantasie genug (an der mangelt es nun wirklich nicht) und wir sehen einen Adler, einen Elefanten, irgendjemanden aus der Barba-Familie etc. und das alles in Stein. Und überall hängen kleine Ameisen, ähhh Kletterer herum. Auch besichtigen wir einen ausgetrockneten Flusslauf, der ob der in seiner Nähe wachsenden Blumenpracht auch sehr hübsch ist. Überall gibt es Campingplätze (alle sehr einfach und abgeschieden). Wir machen uns einen davon zu Nutze und machen hier ausgiebig Mittag (diesmal sogar wirklich zur Mittagszeit).

Shoshone Falls

Danach fahren wir noch einige Schleifen und begutachten die Gegend und fahren letztlich wieder zurück. Wir machen dabei einen kleinen Abstecher zu den „Schau Schau, die Shoshonen” ähhh Shoshone Falls. Auf dem Weg dorthin queren wir wieder einmal den Snake River, der sich hier in beeindruckender Manier präsentiert: Tief eingeschnitten, schroffe Klippen, grüner Fluss und dazu am Grund noch knochenweiße Felsen. An den Falls angekommen wollen die tatsächlich 3$ Gebühr von uns. Der Wasserfall ist dafür allerdings wenig spektakulär, wird er doch durch einen Staudamm und ein Wasserkraftwerk gebändigt. Tom will mit Robert im Schatten der Bäume, der hier wirklich toll gepflegten Rasenflächen, Volleyball spielen, doch dieser lehnt ab!!! Er war fast den ganzen Tag über bereits schwer aus dem Auto zu bekommen. Kann es wirklich an der Hitze liegen? OK, wir haben irgendwo zwischen 95 und 100 Grad Fahrenheit. Es ist wirklich heiß. Zurück an unserem Motel beginnt sich der Parkplatz in kleinen Teerseen aufzulösen, die sich dann auch gleich in Carlos Schuhe hinein brennen. Jedenfalls verzieht sich Robert gleich ins Bett. Die anderen gehen im lokalen WinCo einkaufen. Einer Art Metro. Absolut riesig. Allein das Regal mit Frühstücksflocken zieht sich über mindestens 20 Meter hin. Oder z.B. die 10 Regale mit unterschiedlichen Tortilla-Arten… Ein Traum für jeden Einkäufer. Insbesondere auch, weil vieles zum Selbstabwiegen ist und man so viel oder so wenig nehmen kann, wie man möchte (Carlos und Tom kaufen Beef Jerky in kleinen Mengen, um zumindest sagen zu können, dass sie das auch mal probiert haben (und es schmeckt nicht schlecht. Leicht zäh, aber sonst wie Debreziner)). Einziger Nachteil des WinCo ist, dass man mit Bargeld bezahlen muss. Dafür ist er günstig.

Danach ist bei dieser Hitze allgemeine Siesta angesagt, Michl liest. Robert pennt immer noch und Carlos und Tom testen einen Freeware Character Editor für Rolemaster und erschaffen damit Urkus, den Orkbarden.

Abends gehen wir zum Applebees Essen, wo Tom erst die Baby Ribs ins Auge stechen, dann der Preis und er sich dann entscheidet, dass man am besten gar nichts isst, wenn man sich nicht entscheiden kann.

Thursday, June 24th, 2004

Früh Sonnig, Nachmittag bewölkt mit Gewitter, stürmisch

Shoshone Indian Ice Cave

Heute ist die vorletzte Etappe auf dem Weg zum Yellowstone. Wir fahren erst nach Norden, bis wir zur Shoshone Indian Ice Cave kommen. Beim Heranfahren werden Erinnerungen an England und Wales wach: Auch hier begrüßen uns schreiend bunte Dinosaurier. Sollte es auch in Idaho die Höhlen nur in Kombination mit sonderbaren Parks geben? Doch wir (d.h. alle bis auf Robert) entscheiden uns, das Risiko einzugehen und machen die Führung mit, die einzig für uns stattfindet. Wir werden in eine Lava Tube geführt, die früher bis zur Decke mit Eis gefüllt war, dann hat die Regierung Anfang des Jahrhunderts den engen Zugang für die Allgemeinheit öffnen wollen (so was macht man ja bekanntermaßen mit Dynamit – zumindest wenn man Ami ist) und so den Luftfluss zerstört, der das ganze Jahr der Höhle negative Temperaturen beschert hat. So ist innerhalb weniger Jahre die Höhle komplett abgetaut. Ein Wissenschaftler hat dann 14 Jahre geopfert, um den Luftfluss zu untersuchen und wieder herzustellen, so ist die Höhle heute wieder mit 10 Metern Eis bedeckt (und jedes Jahr werden es ca. 10-30 cm mehr. In 90 Jahren oder so ist sie wieder vollständig zugefroren. Interessant, wenn man bedenkt, dass es im Sommer oberirdisch weit über 100 Grad Fahrenheit hat. Die Besichtigungstour ist OK, die Plastikfiguren von Steinzeitmenschen und Berglöwen, die vereinzelt herumstehen, stören nicht allzu sehr.

Craters of the Moon National Monument

Nach der Führung geht es weiter zu den Craters of the Moon National Monument. Man sollte meinen, da Idaho zu einem Drittel mit Lavagestein bedeckt ist, ist es langweilig, daraus auch noch ein National Monument zu machen. Doch ganz im Gegenteil. Wir wandern ein Stück zu einer Ansammlung von Kratern und wollen weiter zu Abdrücken von Baumstämmen, als der Himmel sich zuzieht und am Horizont ein Gewitter sich ankündigt. Bis wir wieder beim Auto sind, hat ein kurzer Regenschauer, begleitet von heftig böigen Winden uns leicht durchnässt (alle bis auf Tom, der ein waleserprobtes Regencape im Rucksack dabei hatte). Das coole ist, dass die Stimmung durch das Gewitter viel interessanter wurde, als bei blauem Himmel. Die dunklen Wolken, gepaart mit dem schwarzen Pah Hoe Hoe bzw. A'a Gestein machen alles interessant düster. Die Namen für das Lava Gestein sind aus unerfindlichen Gründen hawaiianisch, was bei den nationalistischen Amis ja schon ein echtes Wunder ist.

Boy Scout Cave

Jedenfalls ist das Gewitter schnell verzogen, und wir wandern an einer anderen Stelle zu einigen Höhlensystemen. Mit Taschen- bzw. Stirnlampen ausgerüstet erkunden wir die Boy Scout Cave und die Beauty Cave. Vom Besuch des Indian Tunnels hält uns der stetige Fluss an schreienden Kindern ab. Wissenschaftler haben errechnet, dass ca. alle 2000 Jahre hier ein Vulkan ausgebrochen ist. Und eigentlich ist der letzte Ausbruch 2000 Jahre zurück. Könnte sich nicht eine Minispalte auftun und die ganzen Kiddies verschlucken? An einer anderen Stelle wandern wir noch durch Devils Orchard, der so benannt wurde, weil vor vielen Jahren irgendein Pfarrer (wohl auf Drogen) meinte, dass dies wie der Garten des Teufels aussehe?!?!

Danach fahren wir weiter nach Arco. Einem Kaff (für alle die das Wort mal bei der Motel Suche verwenden wollen, auf Englisch heißt das „Dump”). Aber Vorsicht. Arco hat immerhin Weltruhm erlangt, da es als erste amerikanische Stadt mit Atomstrom versorgt wurde. So stehen hier auch überall Schilder mit dem Grundtenor „Der friedliche Segen des Atoms”. Sehenswürdigkeit des Ortes ist ein Berg, auf dessen Seite irgendwann mal eine Abschlussklasse der lokalen Highschool das Abschlussjahr in weißer Farbe gemalt hat. Nachdem das zur „Tradition” geworden ist, ist der Berg jetzt über und über mit Zahlen bedeckt.

Erstaunlicherweise finden sich in der Ansammlung von Häusern immerhin 4 Motels, von denen unsere ersten beiden Versuche kein Zimmer mehr frei hatten (kein Wunder bei einer durchschnittlichen Zimmeranzahl von vielleicht 4 oder 5). Jedenfalls kommen wir im Arco Motel unter. Wir haben die Zimmer 10 und 12, getrennt nur von 11, wo vor der Tür ein Typ sitzt, dessen Zigarette (seiner Augengröße nach zu urteilen) wohl eher ein Joint ist. Er scheint mit seiner Familie in dem Zimmer zu wohnen… Schade ist, dass Carlos und Robert eine Mikrowelle haben, wir nicht. Sie eine Stehlampe haben, wir nicht. Sie Badehandtücher haben, wir nicht, sie ein Fliegengitter haben, wir nicht. Sie ein Raucherzimmer haben. Wir nicht. Hehe!

Jedenfalls ist genau gegenüber ein großer Park. In der einen Ecke scheint heute ein großes BBQ stattzufinden, in der anderen trainieren die Minis Baseball. Robert und Tom mittendrin mit ihrem Volleyball, was bei den Kiddies Erstauen auslöst (ein sooo großer Ball und dann noch ohne Schläger? da kann was nicht stimmen). Später lässt sich sogar noch Carlos überreden mitzuspielen, auch wenn Tom jetzt häufiger den Ball (auf)heben als spielen muss :-). Carlos findet es erwähnenswert, dass sich keiner verletzt hat. Was es nach einigem Nachdenken wohl auch ist.

Nach dem Duschen gehen wir zum scheinbar einzig empfehlenswerten Restaurant des Dorfs (Melo-Dee). Mal was anderes. Irgendwie sind die hier auch nicht auf Gäste eingerichtet, jedenfalls reichen die Fries nicht für alle, und Carlos nimmt Onion Rings und hätte sich so die matschigen Fries erspart, hätte Tom ihm nicht seine aufgenötigt. Carlos meinte, die Bedienung sei recht hübsch gewesen, hätte sie nur mehr Zähne im Mund gehabt.

Den Abend beschließen wir mit Mah Jongg, wo Carlos im letzten Spiel darauf besteht ein 2000 Punkte Laternenspiel zu haben, was wir aufgrund nicht vorhandener Sonderspielbeschreibungen aber nicht verifizieren können, weshalb es bei der einfachen Wertung bleibt (also nichts mit den kumulierten 12000 Punkten für Carlos). Blöd auch, denn so gewinnt Tom doch deutlich.