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Jasper

Sunday, June 23rd, 2002: Mount Robson P.P. und Jasper N.P.

Heute geht es weiter. Naja, wenn wir uns erst einmal selbst überzeugt haben aufzustehen. Tom steht jedenfalls mitten im Wohnmobil. „Guten Morgen!” Stille „GUTEN MORGEN!” Stille „Dann halt nett.” Irgendwann schaffen wir dann doch den Aufbruch. Wir fahren quer durchs Land – Geli klammert sich steuernd ans Lenkrad und wir uns an die Sitze (just kidding). Mit einigen kurzen Zwischenstopps, wie am Moose Lake, an einer Biegung des Fraser Rivers (nur 30 Meilen von seiner Quelle entfernt), an einem Aussichtspunkt des Mount Robson und am hinteren Ende des Mount Robson P.P. Hier wandern wir eine kurze Strecke am Portal Lake entlang. Hier haben wir nicht nur einen Blick auf wunderschöne Natur, sondern auch eine Familie Kanadagänse mit ihren zwei Küken. Danach fahren wir weiter. Nachdem wir uns mit einem Season Pass für die kanadischen Nationalparks versorgt haben, und in den Jasper Nationalpark einfahren, steuern wir um 1 pm (lokal ist es schon eine Stunden später, also eigentlich 2 pm – Mountain Time halt) unseren nächsten Campground (Whistler Campground) an. Dummerweise ist dies nur eine kleine Ausführung (200 mit Hookup und 500 ohne), so dass wir nur noch einen Stellplatz ohne Strom- und Wasseranschluss abbekommen. Der Campground ist riesig, weitläufig und wunderschön angelegt. Wir sind am hinteren Ende angebracht. Hier soll es in unmittelbarer Umgebung auch Schwarzbären und Rothirsche geben. Wir sehen heute aber nur die Rothirsche, die sich zwischen den Campern hingeflackt oder hingekackt haben. Wir stehen sozusagen am Fuße des Whistler Mountain, den wir morgen erobern wollen.

Nachdem wir unseren Stellplatz für gut befunden hatten, fuhren wir nach Jasper (der Stadt) hinein, die sich als Mischung aus Provinzstädtchen und Tourifalle herausstellte. Nach langem Suchen fanden wir auch alles was wir brauchten. Geli hatte ihr Duschgel und ihre Bürste am Campground zuvor liegenlassen, weshalb sie sich hier neu eindeckte. Wir fanden auch einen Hardware Store, der Haken hatte, die wir suchten und hier fanden wir auch eine Lösung für unser Grillproblem: 5 Inch lange 1/4" Schrauben - aus denen Michl schließlich drei Füße für unsere Grillpfanne basteln konnten. Deutscher Ingenieurkunst sei dank, hatten wir jetzt wirklich einen coolen Grill. In einem Supermarkt deckten wir uns mit dem Nötigsten ein. Gleich neben dem Parkplatz, auf dem wir unser Wohmobil geparkt hatten, fanden wir eine Bäckerei, die leckere frische Waren im Angebot hatte. Kaiser-Brötchen, Baguette und natürlich Chiabata mit Oliven und Peperoni.

Robert und Tom erkunden mit Nase und Karte den Campground und finden auch die Duschen in einer Tageswanderung entfernt. Hier treffen sie auf eine sehr nette Frau aus Edmonton, die hier mit ihrer Tochter Scuba Diving war. Nach einer extrem erbaulichen Unterhaltung über Outdoor-Adventures, Back-Packing, Travelling usw. Nach einer ausführlichen Runde Beach-Volleyball-Training auf einer wundervollen Wiese, die nur darin einen Mangel aufwies, dass sie zu viele Scheißehügel äquidistant verteilt hatte. Dies konnte unseren Spass aber nicht bremsen. Auf dem Rückweg, müssen wir uns wieder quer durch das Lager schlagen – und dabei müssen wir auch einen kleinen Fluss überqueren. Auf dem Hinweg ist Robert über einen Baum balanciert, Tom einfach drübergesprungen. Warum mit alten Traditionen brechen, also auf demselben Weg zurück. Nur, dass Tom über einen Ast stolpert, sich nach vorne abfängt und leider landet der zweite Schritt im Schlick den Flusses. Naja, Hauptsache net neigfalln.

Nach der Rückkehr und dem Verzehr der frischen Backwaren machten wir uns alle auf eine Gemeinschaftwanderung zur Duschenlandschaft. Robert meinte „Der alte Helmcken würde sich im Grabe umdrehen. Wandert der ewig durch die Landschaft, dabei hätte er in diesen Duschen spitzenmäßige Wasserfälle vorgefunden”. Die Duschen machen die Verwendung von Duschgel völlig überflüssig. Sie zieht einem fast die Haut vom Körper. Auch empfindliche Körperteile sind hier in Gefahr. Wir überleben allerdings alle den Angriff. Auf dem Rückweg stibitzen wir noch von einer leeren Site zwei spitzenmäßige Bretter. Mit denen richten wir noch unser Campmobil ins Lot. („Vor, vor, vor, langsam, noch ein bisschen. Passt.” Gute Nacht!

Monday, June 24th, 2002: Jasper N.P. – Whistler Mountain und Lake Annette

Heute Morgen haben wir etwas mehr Zeit, so schellt der Wecker erst um 8:00 Uhr. Tom sieht schnell ein, dass die anderen den Wecker zum persönlichen Feind erklärt haben und ihn deshalb vollständig ignorieren. Tom schnappt sich sein Buch und verzieht sich nach draußen in die angenehme Morgensonne - die Nächte sind immer noch sehr frisch (so ca. 6–8°C). Gegen 10:00 Uhr organisieren wir uns für die nächsten drei Übernachtungen eine Site mit Full Hookup. Kostet zwar mehr, aber der Luxus fließenden Wassers und Stroms ist es uns locker wert. Nachdem dies

Seilbahn auf den Whistler Mountain
gesettled ist, brechen wir zur Talstation der Seilbahn zum Whistler Mountain auf. In einer 10 minütigen Fahrt geht es zur Bergstation. Hier heroben weht ein kalter und teilweise sogar schneidender Wind. Von der Bergstation aus geht ein ca. 1,5 km langer Trail mit 200 Metern Höhenunterschied zum eigentlichen Gipfel. Den Aufstieg in kleinen Portionen genossen ist nicht allzu stressig. Oben hat man einen atemberaubenden Ausblick auf die umgebenden Gebirge. Tief im Tal sehen wir unseren Campground, die Stadt Jasper sowie viele Flüsse und Seen. Einige der Seen besitzen eine bezaubernde azurblaue Farbe, die schon fast unnatürlich wirkt.
Die „Bergsteiger”
Am Gipfel angekommen, entschließt sich Geli langsam zur Bergstation zurückzuwandern, während die anderen drei noch einen Höhenzug weitermarschieren. Zurück im Tal entschließen wir uns zu einem verspäteten Mittagessen. Wir wählen dafür den Lake Annette aus, einen der bereits erwähnten Azur-Seen. Nach der Stärkung lassen wir den Tag am See ausklingen. Robert und Tom kämpfen mit dem Beachvolleyball gegen den böigen Wind an, während Michl und Geli die Isomatte plattdrücken und sich die Sonne auf den Bauch bzw. den Rücken („Michl liegd da wie a gebrellder Frudsch”) scheinen lassen. Nachdem langsam Wolken aufziehen und das Wasser sooooo (mit den Fingern deut) kalt ist, sehen wir von einem Bad ab.

Athabasca River

Am Abend kocht uns Geli ein leckeres Putengeschnetzeltes. Ein Eis dient als Nachtisch. Die heutige Wanderung zur Dusche gestaltet sich als Ausdauertraining, gibt es auf diesem riesigen Campground doch nur eine – und die ist fast am andere Ende des Geländes, also schlagen wir uns quer durchs Gemüse und finden letztlich auch hin und wieder zurück. Danach ist eine Abspül- und Aufräumorgie angesagt, die mal wieder dringend nötig war. „Wem gehören eigentlich die Socken” oder „Wo ist mein Stift” waren schon an der Tagesordnung. „Ist heute eigentlich Montag?” (Wochentag beliebig ersetzen) ist die andere Frage, die uns immer wieder begegnet. Oder: „Was, ist es wirklich schon 22:00 Uhr?”. Man verliert hier völlig das Zeitgefühl. Und was in der Welt so vor sich geht wissen wir mittlerweile auch nicht mehr. Aber, wen interessiert es schon.

Tuesday, June 25th, 2002: Jasper N.P. – Maligne Lake

Nach der ca. 3 km langen Wanderung entlang des Canyons und wieder zurück, fahren wir weiter zum Maligne Lake – ein grün-blauer See im Hinterland. Auf dem Weg dorthin sehen wir ein zweites Mal einen Schwarzbären, der sich am Straßenrand gütlich tut – der zugehörige Bärenstau ist auch nicht weit – Kanada unterscheidet sich da in nichts vom Yellowstone Park.

Maligne Lake

Nachdem Geli nicht mitwandern möchte, trennen wir uns hier von ihr. Robert, Michl und Tom wandern am See auf dem Marry Schäffer Trail entlang, der am Anfang dem Ufer folgt und dann auf dem Rückweg durch den Wald führt. War der erste Teil noch wirklich sehenswert und fotogen – allerdings auch mit wahren Mosquito-Schwärmen bevölkert, entpuppt sich der Rückweg als langweilig, insbesondere weil man dem Wald noch deutliche Brandspuren eines früheren Feuers ansieht. Einzig ein Haufen Bärensch… und zugehörige Spuren im Moos sind eine sehenswerte Abwechslung. Dann stoßen wir an die Abzweigung zum Opal Hills Trail. Den hatten wir uns als Option offen gehalten und ohne große Diskussion schlagen wir diesen Weg ein. Er soll uns 500 Meter nach oben auf die Spitze des Opal Hills bringen. Im Wanderführer ist er als sehr sehenswert, moderat schwer und nicht allzu stressig eingestuft. Der Weg hat die Form eines Lollipops. erst wandert man den Stil hinauf, dann geht man oben einen Rundwanderweg um schließlich auf dem Stiel zurückzulaufen. Der Weg entpuppt sich als wirklich steil, was Toms Waden an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Da hilft es auch nicht, dass Robert den Berg hoch hüpft und rennt – aber ohne heute schon etwas gegessen zu haben, ist einfach nicht mehr drin. Doch die Qual lohnt sich. Am Ende vom Stiel angekommen, treffen wir zwei deutsche Mädels, die uns die zweifelhafte Botschaft überbringen, dass Deutschland sich ins Endspiel der Fußballweltmeisterschaft gemogelt hat. Dem zum Trotz geht es weiter steil Bergauf. An einer typischen, nämlich so gut wie gar nicht ausgeschilderten Kreuzung treffen wir einen einsamen Holländer, den wir einladen uns zu begleiten, nachdem er Angst hat, alleine in der einsamen Gegend weiterzuwandern. Die Landschaft ist wunderschön. Übersäht mit Wildblumen erstrecken sich sanfte Hänge vor uns. Unser Weg geht um die eigentliche Spitze der Opal Hills herum, die auf der einen Seite noch reichlich mit Schneefeldern bedeckt sind. Immer wieder müssen wir solche überqueren. Auf einer sinkt Tom bis zum Schritt in ein solches Schneefeld ein – unter der Oberfläche war ein ausgehöhlter Bereich – ohne den eigentlichen Boden zu berühren. Michl und Robert sind allerdings zu langsam. Weder daß sie ein Foto schießen noch Tom helfen. So rappelt sich dieser alleine aus der Misere und weiter geht die Wanderung, die bald darauf wieder einen deutlichen Abwärtstrend erkennen lässt. Einige schmerzende Knie später sind wir wieder im Tal angekommen. Und die Fahrt geht zurück, ist die Zeit doch schon recht fortgeschritten.

Nach einigen Fotostopps öffnet sich plötzlich, in einer Kurve – wie alle anderen auch – eine der oberen Schranktüren und der Berg an Tellern knallt krachend, scheppernd und splitternd zu Boden. Wir haben neben der Kante des Tisches auch noch vier Erwachsene und ein Kind als Opfer zu beklagen. Zum Glück sind es nur Teller – und die sind ersetzbar. Mit ängstlichen Blicken die Türen festhaltend, geht die Fahrt weiter. Und auch wirklich, jetzt halten sie. Immerhin haben wir damit mehr Platz im Schrank :-(.

Wir kaufen noch in Jasper ein, fahren diesmal zur Dusche und machen auch recht schnell Abendessen. Wir haben uns wieder einmal für Nudeln entschieden. Geli macht sich dazu eine Weichei-Vier-Käse-Knobi- Zwiebel-Champignon-Sahne-Sauce, während die richtigen Männer eine Arrabiata-Knobi-Zwiebel- Champignon-Chili-Sahne-Sauce dazu essen. Danach gibt es eine Wassermelone und auch noch einen Becher Eis. Was will man mehr.

Wednesday, June 26th, 2002: Jasper N.P. – Icefield Parkway

Waren die letzten Morgen alle eher frisch, kündigt der heutige bereits sehr hohe Temperaturen an. Das Wetter ist phantastisch und der Himmel hat ein Blau, wie man es selten erlebt. Heute haben wir uns den Icefield Parkway vorgenommen, d.h. Fahren, Schauen, Fahren, … Die Strecke führt uns an vielen Naturschauspielen vorbei. Zu Beginn nehmen wir eine kleine Parallelstraße (die 93A), von der eine schmale, gewundene Strasse in die Berge abbiegt. Nicht faul, wuchten wir unser Gefährt dort hinauf. Auf halbem Weg finden wir das Motiv Kanadas. Ein ruhiger blau-grüner Bergsee vor der Kulisse unmittelbar angrenzender schneebedeckter Berge. Ein Traum. Tom nutzt die Chance einer sich bietenden Holzbrücke, um seinen körperlichen Beschwerden das Stechen von Holzsplittern hinzuzufügen, die er sich am Brückengeländer einreist. Auch die lieb gemeinten Versuche von Robert und Tom den Hauptsplitter wieder zu entfernen bleiben erfolglos. So geht es mit einem halben Holzbein weiter :-). Das Ziel der Bergstraße ist Mount Edith Cavell, wo wir auf einer 3 km Wanderung uns zweier Gletscher nähern. Ein atemberaubender Anblick. Leider brechen keine größeren Stücke ab, sondern es lösen sich nur kleinere Brocken. Am Fuße des unteren Gletschers befindet sich ein Eissee, der kaum positive Temperaturen aufweist. Gestern haben wir eine Gruppe Japaner beim Aufstieg auf die Opal Hills getroffen, denen wir hier heute auch wieder begegnen. Geli scheint heute den Versuch unternehmen zu wollen, ob man willentlich Schwimmflossen entwickeln kann, watet sie doch durch jedes Flussbett und jede Wasserlache.

Den nächsten Halt verschläft Tom (er hatte letzte Nacht irgendwie nur wenig Schlaf), weshalb irgendjemand sonst etwas darüber sagen sollte.

Leach Lake

Unser nächster Anlaufpunkt am Parkway sind die Athabasca Falls, ein wenig hoher, dafür umso spektakulärer Wasserfall. Hier ist erst von zwei Wochen ein 21 Jähriger ertrunken. Man hat ihn bis jetzt noch nicht wieder gefunden. Überall um die Wasserfälle herum bieten sich schöne Ausblickpunkte. Für den typischen amerikanischen und auch kanadischen (?) Touristen ist das ein Traum. Alles gut zubetoniert und mit Treppen und Brücken leicht erreichbar - aus dem richtigen Blickwinkel kann man die vielen Touris allerdings ganz gut ignorieren, hört man sie doch ob des Rauschens des Wasserfalls auch kaum. Überall sieht man Regenbogen. Jedoch um den tollsten zu sehen, muss man auf einer Aussichtsplattform durch eine knöchelhohe Pfütze waten und sich voll in das Spray des Wasserfalls stellen – behauptet Robert – seine völlig trockenen Sandalen machen allerdings stutzig. Nicht so Geli, die prompt die Gelegenheit für eine Dusche wahr nimmt – und Robert danach Recht gibt. Auf dem Rückweg zum Auto begegnen wir einem Ehepaar aus Deutschland, die schon mit uns vom Flughafen zum Hotel gefahren sind und später auch von Fraserway ein Campmobil gemietet haben. Nationalbewusst wie wir nun mal sind ignorieren wir sie geflissentlich.

Der nächste Halt sind die Sunwapta Falls – „Gerade, gerade, sch… ist das hier ausgeschildert! Wäre doch hier rechts gewesen”. Ideal auch für Touris des schwereren Kalibers gelegen, kann man die Wasserfälle wenige Meter vom Parkplatz aus entfernt sehen. Interessant an diesen Fällen ist, dass sie es geschafft haben eine Seite des Canyons durch den sie brausen vollständig plangeschliffen haben – keiner von uns kann sich das so recht erklären, ist doch die Struktur des Felsens eher senkrecht dazu.

Danach geht es zurück zum Campground zu unserer letzten Übernachtung. Morgen früh brechen wir die Zelte hier ab und fahren zum Lake Louise nach Banff. Vorher machen wir noch einen Umweg, etwas Wasser und Hackfleisch einzukaufen. Heute soll es Fleischküchle, Möhrengemüse und Djuvec-Reis geben.

[Geli]

Das geplante Menü wurde dann auch in die Tat umgesetzt und hat einfach nur noch gut geschmeckt!!! Als Nachtisch hatten wir uns noch zu Eis mit heißen Himbeeren hinreisen lassen. Doch das mit dem heiß war dann so ne Sache. Michl, Tom und ich saßen vor dem Wohnmobil als ein lautes, deutliches „Schei…benkleister” von innen zu hören war. „Die blöden Dinger werden nicht heiß”. Tom sprang auf und eilte Robert sofort zur Hilfe. Mit Roberts Geduld war es zu Ende, da die Himbeeren nicht wie von ihm verlangt nach zwei Minuten heiß und somit zum Verzehr geeignet waren. Nun beschloss er diesen kleinen Dingern mal ordentlich Dampf zu machen und heizte dem Ofen mächtig ein. Nach einer weiteren Minute waren sie heiß! Und zwar nicht nur die Beeren sondern auch die Schale in der sie sich befanden. Als Robert nun versuchte diese herauszuholen, wurde es auch seinen Fingern ziemlich schnell heiß, weshalb er die Schale fallen ließ und sich das so heiß ersehnte Heiß gleichmäßig über den gesamten Innenraum der Mikrowelle ergoss. Ich sag`s ja, Männer in der Küche :-) Nicht böse sein Tom, Du bist da natürlich eine Ausnahme!

Dieser Bericht beruft sich auf „Hörensagen”, da Robert auf die Frage von mir, wie das denn jetzt mit dem Heiß hergegangen sei nur kurz grunzte und meinte: „KEIN KOMENTAR!!!”. Die ein oder andere Beere konnte gerettet werden. Somit hatten wir wenigsten ein kleine Ahnung davon, wie der Nachtisch hätte schmecken können.

Thursday, June 27th, 2002: Jasper N.P. und Banff N.P.

Bestandsaufnahme der Einsatzfähigkeit der Einheiten:

Heute müssen wir uns von unserem Campground verabschieden. Wir verlassen den Jasper National Park. Um das Vorankommen zu beschleunigen, verwerfen wir die Idee auf Omeletts zugunsten frischen Gebäcks aus der „Bear Paw Bakery” in Jasper und eines schnellen Aufbruchs. Wir fahren heute wieder den Icefield Parkway hinunter, ohne diesmal aber auf die von uns schon besichtigten Sehenswürdigkeiten zu achten. Unseren ersten Halt machen wir bei „Goats and Glaciers”, wo Bergziegen ihre ganze Dummheit beweisen und im Rudel direkt neben der Straße grasen. Diese Stelle scheint bei den gehörnten Leerhirnen so beliebt zu sein, dass sie sich weder von Autos noch von Touris aus der Ruhe bringen lassen, selbst wenn diese nur wenige Zentimeter entfernt mit der Kamera herumhupfen. Und nach den Tieren kann man offenbar so die Uhr stellen, dass sogar die Stelle den Namen davon bekommen hat (siehe oben).

Columbia Icefields
Am Südende des Parks machen wir einen letzten Stopp am Athabasca Glacier, Teil des Columbia Icefields. Hier sieht man schon bei der Anfahrt anhand von aufgestellten Schildern, wie sich der Glacier in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen hat. Wir wandern vom Parkplatz aus zum Fuße des Gletschers – außer Robert, der sich heute eigentlich bei allen Besichtigungen ausklingt und sich lieber in seine Rollenspielvorbereitung stürzt. Der Glacier und das eh nicht allzu warme Wetter sorgt für eiskalten Wind. Eine Begehung des Gletschers scheint uns nicht sinnvoll, da er zum einen überlaufen und zum anderen auch nicht allzu spektakulär auf uns wirkt. Geli ist der Wind zu kalt, weshalb sie sich mit beiden Händen die Ohren zuhält. Dabei handelt es sich offenbar um den internationalen Gruß von Gletscherguckern, da eine Frau, die uns den Berg herauf entgegen kommt, ebenfalls dieses Ritual durchführt. Weiter geht es mit vielen Stopps – zum Beispiel am Mistaya Canyon und bei der Saskatchewan Crossing – weiter durch den Norden des Banff National Parks. Absolut erwähnenswert ist hier der Peyto Lake am Bow Summit, den man nach einem kurzen (die Tafel spricht von 30 Metern) Aufstieg erreicht – offenbar hat hier kürzlich eine Erdverwerfung stattgefunden, steigen wir doch mindestens 80 Meter Höhenunterschied empor. Oben angekommen drängt sich die Meinung auf: „Der is nicht echt! Keine Chance!”. So einen türkisen See kann es gar nicht geben. In unglaublicher Farbe liegt er da unter uns. Auf der linken Seite sieht man noch die letzten Ausläufer eines Gletschers und dessen Moränen, aus denen lehmfarbenes Wasser sich in den See ergießt und dort auch noch weiterhin deutlich sichtbare Wege beschreitet – eine Vermischung mit dem Seewasser findet erst langsam statt. Die Beschreibung auf einer Tafel gibt Auskunft, dass etliche Dinge gleichzeitig eintreten müssen, um eine solche Farbe zu erzeugen. Der Zufluss muss die großen Steine bereits vor dem See ausfiltern und das Wasser muss mit aufgelöstem Steinstaub („Rock flour”) angereichert sein. Kommt dann noch eine Wassertemperatur nur knapp über dem Nullpunkt dazu, schwebt der Steinstaub im Wasser und absorbiert einen Teil des Lichtspektrums, so dass der See die türkise Farbe annimmt. Unser heutiges Ziel ist Lake Louise, wo wir den Lake Louise Trailer Campground als Basisstation für die nächsten drei Übernachtungen auserkoren haben. Leider hat er allerdings nur einen Stromanschluss und kein Full-Hookup. Und der Strompfosten ist auch noch falsch aufgestellt, so dass wir mehrfach hin-und-her manövrieren müssen, bis wir eine Position gefunden haben, in der die Anschlussleitung unter dem Wagen hindurch reicht. Obwohl es mit 3 Uhr Nachmittags noch relativ früh am Tag ist, beschließen wir aufgrund allgemeiner Mattigkeit und der Tatsache, dass es leicht nieselt, den Tag heute vorzeitig zu beenden. Unsere Nachbarn erkundigen sich in welche Zeit wir leben (gemeint ist Pacific oder Mountain Time) – die haben offenbar ebenso wie wir jegliches Gefühl für Uhrzeit und Kalender verloren.

Ein kurzer Abstecher nach Lake Louise hinein offenbart: Das Ding ist ein Kaff – und nennt sich selbst auch nur „Village”. Was es an Größe vermissen lässt, macht es am Preis im einzigen Einkaufsladen wieder wett. Hauehauehaue. „Do you have any other grocery stores around?” Klare und präzise Antwort: „No! But there're two in Banff (the city)” – Hilfe!!! Das ist über eine Stunde von hier… Dann gibt es heute abend halt Reste.

Das Wetter klärt auf und die Sonne kommt heraus. Am abendlichen Beachen nehmen heute auch Michl und Geli teil, bis Geli den Ball fängt, feststellt „Ich habe keine Lust mehr”, sich umdreht und Anstalten macht wegzugehen. Ähhhh Hallo? Das weitere Spiel wird durch einen älteren Herren aus Nebraska unterbrochen, der mit uns ins Gespräch zu kommen sucht, nachdem er erfährt, dass wir Deutsche sind. Er meinte, er wäre 1985 einmal in Deutschland, Dänemark und Schweden (in zwei Wochen – alles zusammen) gewesen und in Deutschland hätte er nur sieben Häuser und ein Auto gesehen, die einer intensiveren Pflege bedurft hätten. Beklagt hat er sich nur über „speeding Germans in black Mercedes”, die ihm das Leben auf der Autobahn schwer gemacht hätten. Und dann erzählt er uns noch eine Geschichte „You know, I on tour since the first of June. And I've seen a lot of campgrounds in that time. But only once I've experienced something. Listen up. I was going to take a shower, but all where occupied. Suddenly one door of a cell opened slowly giving view to a butt sticking out of the door. Do you know what the guy was doing? While exiting the shower he was wiping the floor – really! It was a German, barely able to speak English at all! Unbelievable! I've never seen such a thing and I'm afraid I will never again.”

„Der Weg zur Dusche ist weit”. Das ist offenbar ein feststehendes Gesetz auf den Campgrounds. Also unternehmen wir wieder einmal eine kleinere Wanderung. Nach der Dusche stellt Tom fest, dass er seinen Bill Bryson nicht richtig gehört bzw. gelesen hat, der sagt: Ironie ist bei Amerikanern vergebens. Nach der Dusche von einem Ami gefragt „How's the shower?” antwortet er „The best thing I can say about it, that it's wet”. Dies löst die Reaktion beim Ami aus: „Oh. Ok. And where are you from?”. Auf dem Rückweg zum Camper sehen wir ein Fahrzeug mit einem „Wall Drug” Aufkleber, was Michl und Tom an letztes Jahr in South Dakota erinnert (nachzulesen da).

Das Abendessen ist ein zusammen gewürfeltes Allerlei, was halt so ein Camper hergibt. Käsestangen, Baguette zum Hotdog umgebaut, Cesars Salat, gefüllte Weinblätter und andere Sonderbarkeiten.

Heute ist Geli schon den ganzen Tag aufgedreht und versucht Michl, Tom und auch Robert zu verprügeln, zu kitzeln, zu ärgern, zu zuhen. Dies gipfelt am Abend in einer wüsten Raufeinlage – bähhh warum teilt Geli ihre Aufputschmittel nicht mit uns!!! (Kommentar hierzu von Geli: Ihr Jungs haltet doch alle nix mehr aus, Weicheier)