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Yellowstone

Friday, June 25th, 2004

Teilweise bewölkt, Nachmittags leicht regnerisch, kühler, windstill

Dadurch, dass Tom während der Fahrt Tagebuch vervollständigt und die Ausgaben des letzten Tages auf Vordermann bringt, verpassen wir doch glatt eine Abzweigung auf dem Weg von Arco nach West-Yellowstone und kommen so doch ungeplanterweise in Idaho Falls vorbei. Zumindest können wir so in einem Albertsons unsere Vorräte auffüllen. An der Kasse passiert dann etwas, was eigentlich nur in USA möglich ist. Die Kassiererin fragt Carlos, ob er denn eine „Savings Card” hätte. Dieser meint „Nö, so was habe er nicht”, worauf sie uns ohne weiteren Kommentar den verbilligten Einkaufspreis gibt und uns eine solche Karte in die Hand drückt… Normalerweise muss man dafür immer irgendwas ausfüllen…

Mesa Falls

Wir fahren von Idaho Falls aus den Highway 20 nach Norden und verlassen diesen nur für einen Abstecher in den Targhee National Forest, wo wir die Lower und dann die Upper Mesa Falls besichtigen. Sehr sehenswert. Letztere kosten zwar 3$ „Eintritt”, aber dafür können wir hier dann auch gleich schön picknicken. Robert arbeitet wieder mal an einem Riesensandwich („Football Sandwich”), die anderen an den restlichen Lebensmitteln.

Während der Fahrt bastelt sich Robert einen Character für das Rollenspiel, was etwas schwierig ist, nachdem er etwas sehr ausgefallenes spielen möchte und Carlos als Mitspieler und Fahrer sich ja auch schwerlich die eigenen Finger in die Ohren stecken kann.

Mammoth Hot Springs

In West Yellowstone angekommen erfahren wir, dass scheinbar bei der Reservierung des Days Inn etwas schief gegangen ist „We have only one reservation for Thomas Jachmann”… Und sie sind ausgebucht… Bis des Rätsels Lösung in der Ansage „Is Mr. Hohner not with you” endet. Wie haben wir damals denn die Zimmer bestellt?! Jedenfalls ist Check Inn Time erst um 15:00 Uhr, so dass wir gleich noch mal in den Yellowstone Park aufbrechen und uns die Terrassen der Mammoth Hot Springs ansehen. Hier sind leider schon viele ausgetrocknet, aber was übrig ist, versetzt uns wieder mal alle in Begeisterung. Zwar stinkt es ob der Gase hier wirklich erbärmlich, aber das bekommt man wahrlich nicht alle Tage geboten. Wirklich toll, um nicht zu sagen: „nicht schlecht”.

Während des Stopps für eine Besichtigung des Visitor Centers und einen kleinen Film fängt es dann zum Tröpfeln an, was anhält, bis wir wieder in West Yellowstone angekommen sind. Hier ist es allerdings wieder trocken. Wir gehen im lokalen Supermarkt noch schnell was einkaufen, bevor alle außer Robert sich bei Subway einem Sprachtest unterziehen, diesen bestehen und glücklich mit dem bestellten Sandwich wieder zu Robert im Motelzimmer stoßen. Hier essen wir die Sandwiches, während Robert den Ring für die nächste Runde mit seinem Football Sandwich eröffnet.

Danach spielen wir Fluxx, probieren genau eine Runde Ligretto und versuchen uns dann, ohne genau die Regeln im Kopf zu haben an „6 nimmt”.

Heute sind Robert und Tom auf einem Zimmer, damit sie einfacher noch die Besonderheiten des Characters bequaken können, was sie dann auch bis spät tun…

Saturday, June 26th, 2004

Ziemlich bewölkt, Nebel, im Lauf des Tages aufklarend mit vereinzelten Schauern

Nach einem nicht vorhandenen Frühstück, weil dies im Motel extra gekostet hätte, brechen wir erneut in den Yellowstone National Park auf. Unser Ziel heute sind die interessantesten Geysire, weswegen wir über Madison in Richtung Old Faithful fahren. Es ist recht kühl und bewölkt, und der ganze Park ist in dichten Nebel gehüllt. Die Berge um uns herum sind nicht mehr zu erkennen, und man sieht links und rechts der Straße nur einen schmalen Streifen der grünen Wiesen, auf denen vereinzelt Tiere weiden. Alles in allem ein recht mystischer Eindruck. Die leicht dampfenden Flüsse tragen ihren Teil dazu bei. Also, schnell ein paar Fotos geknipst.

Trotz des Wetters treiben sich außer uns auch noch viele andere Touristen im Park herum, was wir spätestens beim Upper Geyser Basin erkennen, welches wir als erstes ansteuern. Man hat den Eindruck, als wären die vielen dampfenden Mudpools und Springs für den Nebel und die Wolken um uns herum verantwortlich, und teilweise kann man die vielen bunten Farben nur erahnen, die die Bakterien in das heiße Wasser zaubern. Interessant ist der Ausbruch eines Geysirs, den man mehr vermutet als in dem Nebel wirklich sehen kann. Glücklicherweise scheint der Himmel jedoch aufzuklaren, und vereinzelt spitzt die Sonne durch die Wolken.

Midway Geyser Basin

Weiter geht es zum Midway Geyser Basin, dessen Hauptattraktion der Grand Prismatic Spring ist, ein riesiger bunter Quelltopf, dessen wahre Schönheit man wohl nur aus der Luft erkennen kann. Aber auch so gibt es einiges zu sehen. Tom findet beispielsweise einen ganz tollen Punkt, von dem aus eine farbige Quelle mit vielen Blumen davor fotografiert werden sollte. Jedoch ist die Stelle ca. 1 Meter neben dem aus Planken bestehenden Weges. So lehnt er sich (mit Carlos am Arm als Gegengewicht) hinaus und macht auch tatsächlich seine Aufnahmen… Schließlich gelangen wir zum Lower Geyser Basin, dem letzten der drei Zwischenstopps auf dem Weg zum Old Faithful. Das Wetter ist inzwischen viel besser (Sonnencreme und Kappen sind nun angesagt), und wir beschließen, von einem der Trail Heads eine kleine Wanderung zu den Mystic Falls zu unternehmen. Der Pfad führt uns herunter von den Holzplanken, die den Weg für die 08/15 Touristen vorgeben, vorbei an diversen Verbotsschildern und an einem kleinen Flüsschen entlang. Schließlich gelangen wir zu einem netten Wasserfall, der sich über ca. 15 Stufen ergießt. Während Michl vom Pfad aus fotografiert, unternimmt Tom eine kleine Kletterpartie am steilen, glitschigen Flussufer entlang und verschwindet schließlich hinter einem Felsvorsprung, in welchem, wie sich später herausstellt, eine weitere heiße Quelle zu finden ist, die sich ebenfalls in den Fluss ergießt. Robert und Carlos warten derweil auf einem recht bequemen Stein und genießen den Anblick aus sicherer Entfernung.

Nachdem wir wieder zurück am Parkplatz sind, und sich alle noch einmal mit Nachos und Snickers-Kügelchen (eine wirklich tolle Erfindung!) gestärkt haben, brechen wir nun wirklich zum Old Faithful auf. Vorher jedoch bleibt es noch über die undisziplinierten Schüler zu lästern, welche um einem Bus mit der Aufschrift „Freedom through Discipline” herumlungern, und Reiseführer, die offensichtlich immer asiatischer Abstammung mit schlechter englischer Aussprache sein müssen (steht vielleicht so in den Gewerkschaftsbestimmungen).

Am Old Faithful erwartet uns auch schon die größte Ansammlung von Touristen seit Beginn unseres Urlaubs. Michl findet aber doch noch einen Parkplatz und wir machen uns völlig planlos zum Visitor Center auf. Nach einigen Umwegen über die Old Faithful Lodge, einem Besuch der Restrooms, einem Telefonat mit Old Europe und der Bekanntschaft mit einer farblosen Amish Familie in Einheitskleidung und Einheitshaarschnitt finden wir auch tatsächlich das Visitor Center. Die Anzeigetafel gibt uns genau Auskunft, wann wir mit dem Ausbruch welcher Geysire rechnen können, und wir haben noch genügend Zeit, um uns eine Picknick-Bank zu suchen und zu Mittag zu essen. Anschließend reihen wir uns in die vielen Touristen ein, die bereits um den berühmtesten Geysir im Yellowstone Aufstellung genommen haben, dem Old Faithful. Die Bänke um den kleinen, dampfenden Krater sind besetzt mit Familien aus aller Herren Länder, und Michl macht sogar Bekanntschaft mit einem ungeduldigen Rentnerpaar aus Schwaben. Bevor der Geysir dann aber endlich, wie immer mit etwas Verspätung, ausbricht, sind diese schon lange fort („Des wars etz, oder was? Gehen wir…”). Ein Ranger schafft es, die Aufmerksamkeit einer kleinen Gruppe zu bekommen und erzählt etwas darüber, wie Geysire zustande kommen.

Rotwild

Wie die kleinen Kinder freuen sich alle Umstehenden, als das Wasser hoch in die Luft spritzt, und selbst als der Wind dreht und das warme Nass auf die Zuschauer herabregnen lässt, sind Juchzer und Klatschen zu hören. Wir wandern inzwischen weiter auf den Kunststoffplanken, die aus 400000 Recycling-Flaschen hergestellt wurden, was uns einige Schilder stolz verkünden. Während Tom und Michl den Castle Geyser (sehr beeindruckend) beim Ausbruch fotografieren, schauen sich Robert und Carlos den Beehive Geyser an. Dessen Ausbruch ist nicht vorhersagbar, doch wir haben Glück und einige Minuten später bricht er tatsächlich aus und schießt seinen dicken Wasserstrahl mit zischender Wucht 180 Fuß in die Höhe. Alarmiert durch das Walky-Talky eines professionellen Geyser Watchers, kommen auch Michl und Tom angelaufen, um das Spektakel festzuhalten. Unterdessen spuckt Castle Geyser unbeeindruckt der weniger werdenden Zuschauer weiter.

Der letzte Geysir, den wir uns ansehen wollen, ist der Grand Geyser, denn auch hier wartet schon wieder unser Geysir-Profi mit dem Funkgerät. Leider hält sich das Naturphänomen auch noch nach längerem Warten zurück und gibt lediglich vereinzelt ein Blubbern und kleinere Spritzer von sich. Nach dem der Geyser Watcher seine Sachen zusammengepackt hat und verschwunden ist, geben auch wir auf und laufen zurück zum Auto.

Auf der Heimfahrt zwicken wir uns noch schnell durch einige Wildlife Jams, verursacht durch mitten auf der Straße parkende Touris, die Elks und Bisons am Straßenrand fotografieren, und kommen gegen 18:00 Uhr wieder in West Yellowstone an. Noch schnell etwas für Morgen zum Grillen einkaufen und dann zum Essen. Der Pizza-Laden „The Gusher”, den wir spontan ausprobieren, erweist sich als teure Touristenfalle, aber wahrscheinlich ist alles in dieser Gegend überteuert. Michl leistet sich einen Burger, Carlos und Robert Anteile an einer Pizza-Firma. Tom entscheidet sich da lieber für einen erneuten Halt bei Subway, wo er durch die Geistesgegenwart des Verkäufers den Kauf eines 6-Foot Subs vermeiden kann (er wollte eigentlich sagen: 6 inch). Roberts und Carlos Besuch im Pool fällt wegen zu viel Andrang ebenfalls aus und so lassen wir es für heute gut sein.

Madison River

Sunday, June 27th, 2004

Teilweise bewölkt, Nachmittags starker Regen und Hagel, ansonsten sonnig

Nach dem Checkout geht es wieder hinein in den Yellowstone. Das Wetter meint es heute gut mit uns, und die Fahrt ins Lamar Valley, unserem heutigen Hauptziel, verläuft recht angenehm. Lediglich die vielen Wildlife Jams, verursacht durch Touristen, die wie immer mitten auf der Straße anhalten, um ein paar Bisons oder Hirsche zu knipsen (also ob die recht selten wären), halten uns etwas auf. Dann jedoch lohnt sich das Anhalten wirklich einmal: Ein Schwarzbär schlägt sich neben der Straße durchs Gebüsch. Wir kommen einhellig zur Meinung dass es nur an Toms Lied „Fred Bear” (von Ted Nugend) liegen kann, das er während der Fahrt gespielt hat, und springen zum Fotografieren aus dem Auto. Neben dem zotteligen Kerlchen, das überhaupt kein Interesse an Menschen zeigt, kann man hier außerdem noch einen verzweifelten Ranger bei seiner Arbeit beobachten, wie er vergeblich versucht, die neugierige Touristenschar dazu zu bringen, sich hinter einem dürren Bäumchen zu verstecken („Everyone hide behind this tree NOW”). Niemand weiß, wozu das überhaupt gut sein soll. Hinter diesem Baum hätte sich nicht mal ein dürres Kind (wovon es nach diesjähriger Urlaubszählung in USA nicht mehr viele gibt) Platz gefunden. Oder auch die interessanten Kombinationen „Get back onto the road!!!” wenig später gefolgt von „Get off the pavement…”. Jedenfalls ist der Ranger schon fast zu bemitleiden, so wenig Aufmerksamkeit schenken ihm die Touris.

Die Glückssträhne hält an, und kurz darauf gibt es eine weitere Bärenbegegnung festzuhalten. Wäre es nach Carlos gegangen, wären wir an den Menschenansammlung einfach vorbeigefahren („Ist nur so ein olles Bighorn Sheep…”). Diesmal ist es ein brauner Grizzly, so glauben wir zumindest (Nachdem sich Michl am Abend Toms Fotos ansieht, meint er jedoch, es sei nur ein weiterer Schwarzbär, denn die Ohren sind zu groß und die Schnauze zu gerade. Ja ja, „Black bears, usually brown.”). Und doch hat er den für Grizzlies typischen Buckel… Nix gwies waas ma also nedd. Und schließlich haben wir einige Zeit später das unverschämte Glück, noch einen dritten Bären bestaunen zu dürfen. Michl ist sich sicher, dass es wieder ein Schwarzbär ist, natürlich wie der Name schon sagt, mit braunem Fell.

Von Mammoth zur Roosevelt Lodge fahren wir noch den Offroad „Blacktail Plateau Drive”, wo Tom beim Ausweichen eines Wagens, der Rückwärts aus der Einbahnstraße kommt, fast den Auspuff ruiniert. Hier soll auch ein Bär gesichtet worden sein, den wir dann als schwarzen Punkt am ewig weit entfernten übernächsten Hügel ausmachen können. Arme Leute, die so ihr Bärenerlebnis bekommen müssen.

Yellowstone River von Specimen Ridge

Gegen Mittag kommen wir dann am Picknickplatz im Lamar Valley an, und müssen entsetzt feststellen, dass alle Feuerstellen entfernt wurden. Eigentlich wollten wir hier nämlich grillen. Auch wenn sich Carlos nicht daran erinnern kann, so sind Michl und Tom der festen Überzeugung, dass diese vor drei Jahren noch existiert hätten. Aber Carlos ist sich ja im Allgemeinen absolut sicher, dass er an der einen Stelle noch nie war, die andere Wanderung noch nie gemacht hat… Dieser Verleugnungszustand hält typischerweise aber nicht allzu lange an. So fällt das Grillen aus und wir begnügen uns mit einem „gewöhnlichen” Picknick. Danach geht es zum Verdauen auf eine sonnige Wanderung über die Höhen des Tales einige Meilen den Specimen Ridge Trail entlang, von wo aus man einen netten Blick auf den dahinfließenden Yellowstone River hat. Auch einige kleinere Tiere, wie z.B. Marmots (Murmeltiere), Ospreys (Fischadler) und wohl so was wie ein Rebhuhn können wir beobachten und fotografieren. Von Zeit zu Zeit zieht der schwefelige Geruch aus dem Tal empor, wie wir ihn bereits von den Hot Springs her kennen. Dann beginnt es in der Ferne über den Bergen zu blitzen und zu donnern, und wir beschließen zum Auto zurückzulaufen. Tom will noch einige Meilen ins Lamar Valley hineinfahren, um die Bisonherden zu beobachten, doch noch während der Fahrt beginnt es immer stärker zu regnen, bis es schließlich in einem wahren Hagelsturm endet. Sogar die Bisonherden fliehen in der Ferne mit ungeahnter Geschwindigkeit – nur keiner weiß genau wohin, gibt es doch im Tal so gut wie gar keinen Schutz vor den Hagelkörnern. Aber das kennt man ja schon aus der Arbeitswelt. Hektische Betriebsamkeit täuscht häufig über Planlosigkeit hinweg. Ziemlich enttäuscht kehren wir um und fahren zur Canyon Lodge, wo wir die nächsten drei Übernachtungen in zweien der vielen hölzernen Cabins verbringen werden. Die Fahrt dorthin hätte so schön kurz sein können – ist es doch Luftlinie wirklich nicht weit zu unserem heutigen Tagesziel, doch die Doldis haben die Straße wegen Asphaltierungsarbeiten für das ganze Jahr gesperrt, so dass wir einen gewaltigen Umweg fahren müssen.

Wir kommen im strömenden Regen an, so dass wir ziemlich durchnässt sind, als wir unsere Sachen aus dem Auto ausgeladen hatten. Um abzuwarten, dass das Wetter besser wird, spielen Tom, Robert und Carlos einige Runden Tichu, und Michl macht einige verregnete Fotos von spielendes Vögeln vor dem Fenster und erkundigt sich im Visitor Center nach Grillmöglichkeiten. Tatsächlich ist das Grillen im Park noch nicht ganz verboten, und laut einem veralteten Zettel, den er von einer Rangerin bekommen hat, gibt es da tatsächlich einen Picknickplatz mit 4 Feuerstellen, leider 12 Meilen zurück aus der Richtung, aus der wir heute schon mal gekommen sind. Da der Regen bis zum Abend jedoch aufgehört hat und sogar wieder blauer Himmel zu sehen ist, wagen wir es trotzdem und fahren hinaus, um das am Mittag versäumte Grillen nachzuholen. Wir denken uns jetzt oder nie, denn das Grillfleisch hält so schlecht gekühlt auch nicht ewig. Der Platz ist tatsächlich nicht schlecht, enthält wieder unseren Erwartungen wirklich zwei der vier angekündigten Feuerstellen, und auch die Kohlen fangen schnell an zu brennen. Wir brauchen nicht einmal mit Grillanzündern zu hantieren, da wir natürlich eine Packung mitgenommen haben, wo die Kohlen schon mit Anzünderflüssigkeit getränkt sind. Auch hilft es, dass die Feuerstelle von unseren Vorgängern noch heiß ist. Was für ein Service. Während Michl und Carlos sich um das Feuer kümmern, holen sich Robert und Tom noch etwas Appetit beim Volleyball spielen, und dann werden endlich die Steaks und die „echt bayerischen Bratwürste” gegrillt. Letztere stellen sich jedoch als Weißwürste heraus, was wiederum Robert dazu veranlasst, sie als Currywürste anzurichten. Tom hat noch einige Zucchinischeiben vorbereitet und so hat jeder irgendwas zu Essen. Die meisten werden wohl sogar satt.

Nach der Heimfahrt endet der Tag mit dem üblichen Trott: Duschen, abwaschen, Tagebuch schreiben.

Monday, June 28th, 2004

Sonnig, warm, um 16:00 Uhr Gewitter mit vorher aufziehenden Wolken

Unsere Cabins sind eigentlich nicht schlecht. Helle Räume mit drei Fenstern und auch genügend Platz. Da sie allerdings komplett aus Holz sind, haben sie einen Isolationswert, der wohl kaum messbar ist. Da Yellowstone hier ca. auf 2000 Meter liegt, wird es in der Nacht empfindlich kalt. Spätestens in den Morgenstunden dringt diese Kälte dann auch in die Zimmer, so dass wir uns aus dem Bett quälen müssen, um die Gasheizung in Betrieb zu nehmen. So wird es dann erträglich, wenn auch nicht gerade mollig.

Lower Yellowstone Falls

Als wir aufstehen, ist alles voller Nebel, der sich jedoch bis zu unserem Aufbruch fast gänzlich gelichtet hat. Michl drängt auf ein schnelles Vorankommen, will er doch das Morgenlicht am Artist Point nutzen, um Bilder vom Grand Canyon of the Yellowstone und den Lower Yellowstone Falls zu machen. Doch nur wenige hundert Meter trennen uns noch vom Ziel, als eine Baustelle uns für eine viertel Stunde aufhält. Endlich am Artist Point angekommen, teilen wir uns diesen mit zwei Busladungen voll Japanern. Nachdem wir den Ausblick und die Abwesenheit der Stille genossen haben, fahren wir erst mal wieder die 2 Meilen zurück zum Canyon Village, um einzukaufen. Das Angebot ist so überschaubar, dass wir auch noch nach 5 Minuten nichts in unserem Einkaufwagen haben. Letztlich ringen wir uns dann doch zu einer wenig begeisternden Auswahl völlig überteuerter Lebensmittel durch und brechen wieder auf.

Bison am Cascade Lake

Wir fahren für eine halbe Meile Richtung Norris, um dann von einer überfüllten Parkbucht aus zum Cascade Lake zu wandern. Alle? Nein, ein Robert bleibt im Wagen zurück… Carlos und Tom nutzen seine Abwesenheit, um auf dem Weg über das bevorstehende Rollenspiel und Carlos Character zu diskutieren und diesen eingehend zu planen. Die Wanderung verläuft flach durch ein Wäldchen und dann über Wiesen hin zum Cascade Lake. Der Weg ist auf den Wiesen irgendwo zwischen überschwemmt und supermatschig, macht aber Spaß. An einigen Stellen stehen Bisons und am Ufer des fotogenen Cascase Lakes sehen wir dann einen Bison, der eine Sportler-Familie (soll heißen, Angler) langsam um den See vor sich her treibt. Wir setzen uns eine Weile auf einen umgestürzten Baumstamm und genießen den Anblick und die Sonne. Auf dem Rückweg steht der Bison genau auf unserem Weg, so dass wir in die noch nasseren Wiesen ausweichen müssen und die Flüsschen ohne Zuhilfenahme der Brücken durchqueren. Der Bison hat das Wesen einer Brücke auch noch nicht wirklich begriffen, stapft er doch – nur einen Meter von einer entfernt – durch den Fluss.

Am Wagen angekommen sieht Tom auf einer Wiese in der Ferne ein Moose (Elch), woraufhin Michl sich den Fotoapparat schnappt und innerhalb von Minuten ein Verkehrschaos herrscht.

Als sich der Elch intelligenterweise in den Wald verzogen hat, fahren wir erneut zum Picknickplatz „Norris”, wo wir den Tag zuvor schon gegrillt hatten, und machen ein Picknick mit den Schätzen unserer nun fast leeren Eisbox und den Sonderbarkeiten, die der Laden am Morgen zu bieten hatte. Nach etwas Verdauungsvolleyball fahren wir zu den nicht weit entfernt gelegen Mudpots. Auf dem Weg dorthin beschwört Carlos, dass auf der Wanderung nirgendwo ein See gewesen wäre… Wir alle fragen uns, ob er denn heute früh vergessen hat, seine Froschpillen zu nehmen (siehe Ponder Stibbons aus Terry Pratchetts Scheibenwelt)?!

Das Schwierigste an den Paintpots war es, einen Parkplatz zu ergattern, danach ist das Ganze eine vielleicht halbmeilige Wanderung, an dessen Ende einige Mudpots stehen, die lustig vor sich hinblubbern. Gewittergrummeln in der Ferne kündigt vom traditionellen 4 Uhr Gewitter, dass hier – ähnlich dem 4-Uhr Tee in England – scheinbar täglich zelebriert wird. Und tatsächlich (wir suchen gerade den Trailhead zum Ice Lake), als es pünktlich auch wieder das Schütten und Hageln anfängt und uns zu der Überzeugung kommen lässt, dass wir einfach mal kucken sollten, ob unsere Cabins von innen nicht trockener sind… Damit verpufft auch schon der letzte noch verbliebene Elan des Tages.

Später gehen wir noch schnell ins Canyon Village, um aus der grausigen Auswahl an Essenmöglichkeiten nichts (Tom), eine polierte Wurst (Polish Sausage, Robert) oder andere Verirrungen menschlicher Kochkunst (Michl und Carlos) auszuwählen.

Tuesday, June 29th, 2004

Sonnig, bewölkt, nicht allzu warm, ab 17:00 Uhr Gewitter

Heute haben wir gleich nach dem Aufstehen blauen Himmel. Da kann etwas nicht stimmen! Wo sind denn die Bodennebel geblieben? Wir fahren heute zum Lake Village. Dieser grenzt an den Yellowstone Lake (Carlos: „Also des erkenn sogar ich als See”).

Dort kaufen wir im lokalen Grocery Store noch kleinere Utensilien für ein Mittagessen ein, insbesondere Salat, den es im anderen Laden nicht gab. Dann geht es über die Fishing Bridge (wo erstaunlicherweise keiner angelt – vermutlich ist es hier verboten, weshalb die Brücke auch so heißt). Hier bietet sich ein toller Blick auf den See, die angrenzenden saftigen Wiesen, die von sich meandernden Flüsschen durchzogen sind, und der Bergkulisse eines schneebedeckten Höhenzuges (vermutlich handelt es sich um die Absaroka Bergkette). Gleich nebenan beginnt die erste Wanderung des Tages: Am Indian Pond vorbei geht es durch ein Wäldchen zu den Ufern des Yellowstone Lake. Unterwegs sehen wir massenweise Murmeltiere, Elchscheiße und leider letztlich auch Tausende von Mosquitos. Auf dem Rückweg will Michl einen Grey Jay fotografieren, wir meinen, es säße doch sehr fotogen einer gleich auf dem Baum nebenan, doch Michl sieht ihn einfach nicht. Offensichtlich über diese Ignoranz sehr aufgebracht hebt dieser ab und fliegt nur wenige Zentimeter über Michls Kopf davon.

Yellowstone Lake

Danach fahren wir am See entlang und auf den Lake Butte Overlook. Diese Gegend hier ist wirklich etwas für Leute, die ihre Depressionen pflegen wollen, hier ist alles verbrannt (woanders im Park ja auch), aber hier wächst fast kein neuer Grashalm nach… Jedenfalls ist das Beste, was wir vom Lake Butte mitnehmen, ein Tipp, dass einige Meilen östlich ein Grizzly nebst Jungem gesichtet wurde. Wir wollen eh noch etwas in diese Richtung und sind auf der Suche nach einem Picknickplatz. Wir werden am Sylvan Lake fündig, wo wir beim Auspacken unserer Lebensmittel just jenes Bärenpärchen am anderen Seeufer beim Baden, Tollen und schließlich beim Verschwinden beobachten können.

Nach dem Mittagessen fahren wir zurück Richtung Lake Village und bezwingen den Elephant Back. 250 Höhenmeter später stellen wir auf einem Loop-Trail fest, dass der Elephant am Rücken ganz schön behaart ist, jedenfalls verdecken Bäume die Sicht. Doch dann finden wir doch noch den Aussichtspunkt und haben einen schönen Blick über den See? lediglich gestört von dem Lärm, der zu uns hoch dringt – dem knattern von Motorrädern, Tuten von Baustellenfahrzeugen und was noch alles…

Wieder am Wagen, fahren wir zurück in Richtung Canyon Village, wo Carlos und Tom erst kurz vergeblich versuchen, auf der Straße etwas Volleyball zu spielen (zu viel Verkehr) und dann Tom für ein Selbstverteidigungsexperiment herhalten muss, das irgendwann damit endet, dass Carlos Tom die Fingernägel über das Handgelenk zieht.

Danach fängt es leicht verspätet zu gewittern an, was Michl auf dem Bett und die anderen drei beim Trichu abwarten.

Als der Regen nachgelassen hat und es nur noch tröpfelt, fahren wir mit unserem motorisierten Regenschirm zum Essen, wo wir in einem sonderbaren Diner sonderbares Essen zu sonderbar überteuerten Preisen zu uns nehmen. Sonderbar dann, dass Carlos kein Trinkgeld gegeben hat…!