→ Main page • Reise • Bay Area um San Francisco • Im Landesinneren
Note: This page is only available in german language.
Im Landesinneren
Monday, April 10th, 2000: Tag 3: Pinnacles NM
Salinas Valley |
Der nächste Tag führt mich von der Küste weg etwas in das Landesinnere. Ziel ist zunächst das Städtchen Soledad im Salinas Valley. Dort möchte ich eine Unterkunft suchen, um dann von dort aus zwei Tage lang das Pinnacles National Monument zu bewandern. Die Fahrt geht zunächst über die Highways 1 und 68 nach Norden und Osten. Eine direktere Route über das Küstengebirge gibt es leider nicht. Statt aber ganz bis zum Highway 101 zu fahren, biege ich vorher nach Süden auf die Straße G17 ab, die in einigem Abstand parallel zum Highway 101 ebenfalls nach Soledad führt. So entgehe ich der langweiligen Autobahnfahrt und bin trotzdem in etwa der gleichen Zeit am Ziel. Das Salinas Valley liegt zwischen den ersten Hügeln nach der Küste und dem „richtigen” Küstengebirge, der Coast Range. Dort ist es bedeutend wärmer und windstiller als an der Küste, und fast das gesamte Tal ist bedeckt von Obst- und Gemüsefeldern. So ist die Straße G17 zwar ruhig, aber große Attraktionen sind unterwegs nicht zu erwarten.
Angekommen in Soledad miete ich mir für zwei Nächte ein Zimmer. Nach kurzem Umräumen fahre ich gleich weiter zu meinem eigentlichen Ziel heute. Der Highway 146 führt von Soledad nach Osten und Norden direkt zum Pinnacles National Monument. Diese Straße windet sich schmal durch sanfte grasbewachsene Hügel. Außer mir scheint sich niemand hier aufzuhalten. Selbst beim NM angekommen steht außer dem Ranger nur ein anderes Auto auf dem Parkplatz. Der Ranger scheint richtig froh zu sein, daß noch eine andere Menschenseele auftaucht. Nach einem kurzen Schwatz und dem Bezahlen des Eintrittsgeldes (nur $3, gültig für mehrere Tage), bereite ich mich auf die Wanderung vor.
Auf dem Balconies Trail |
Die Entstehungsgeschichte des Pinnacles NM ist bemerkenswert. Vor 23 Millionen Jahren entstand genau auf der Grenze der pazifischen und nordamerikanischen Kontinentalplatten ein Vulkan. Im Laufe der Zeit erlosch der Vulkan und wurde langsam wieder abgetragen. Gleichzeitig verschob sich die pazifische Platte weiter nach Nordwesten, was sie übrigens immer noch tut. So wurde der Vulkan in zwei Hälften zerrissen. Die westliche Hälfte wanderte auf der pazifischen Platte nach Nordwesten bis zum heutigen Ort des Pinnacles NM. Die östliche Hälfte blieb auf der nordamerikanischen Platte zurück und bildet heute die Neenach Formation, die sich sage und schreibe 195 Meilen weiter südöstlich befindet! Das Kernstück des Pinnacles NM ist also der Rest eines halben Vulkans, der früher geschätzt eine Meile höher war als heute. Zurück blieben heute bizarr aufgestellte Felsen und Felsnadeln, die dem Pinnacles NM auch den Namen geben.
Ich entscheide mich vorsichtig für eine zwar längere aber dafür nicht ganz so steile Route. Es geht zunächst recht flach auf dem Balconies Trail bis fast zu den Balconies Caves. Diese Höhle lasse ich aber (zumindest heute) aus und biege vorher auf den Balconies Cliffs Trail ab. Dieser führt etwas höher um die Höhle herum. Nach dem Aufstieg und dem Abstieg befinde ich mich hinter der Höhle auf dem Old Pinnacles Trail. Dieser schlängelt sich neben dem Chalone Creek bis zu einem gleichnamigen Rastplatz. Es ist frühsommerlich warm, windstill und fast wolkenlos. Ideale Bedingungen, um den Sonnenbrand von gestern aufzufrischen.
Chalone Creek |
Das Bachtal ist voll von Wiesenblumen, und den Weg habe ich auch für mich alleine. Offenbar ist Pinnacles NM so unbekannt, daß sich unter der Woche hier praktisch niemand aufhält.
In der Chalone Creek Picnic Area kann ich eine Mittagspause einlegen. Der Magen wird mit den mitgebrachten Sandwiches aufgefüllt, und die Trinkflasche am Wasserhahn. Unter den schattenspendenden Bäumen döse ich dann noch etwas vor mich hin. Bei meinem gesamten Aufenthalt ist niemand sonst zu sehen oder zu hören.
Nach der Stärkung am Mittag gehe ich zur anstrengenden Tageshälfte über. Habe ich beim Hinweg die eigentlichen Felsnadeln noch in einem Bogen nördlich umgangen, so führt mein Rückweg direkt nach Westen über die höchsten Punkte des NM. Der High Peaks Trail beginnt zunächst langsam anzusteigen. In weiten Serpentinen nähert man sich den Felsnadeln. Langsam merke ich das ungewohnte Gewicht des Fotorucksacks und die fehlende Frühjahrsform. Beim Blick zurück werden die Häuschen von Chalone Creek immer kleiner. Nach 5 Kilometern Weg und 500 Metern Höhengewinn komme ich schließlich mitten in der Felsen an. Der Weg ist nur noch etwa einen Meter breit und zwängt sich oft nur mit halber Breite zwischen großen Blöcken durch. Auf den unzugänglichsten Spitzen brüten Bussarde und fliegen oft zum Anfassen niedrig über meinen Kopf hinweg, während sie ihre Kreise durch die Felslandschaft drehen.
Pinnacles NM |
Durch enge Windungen, über etliche steile Stufen und sogar durch einen kurzen Tunnel komme ich an der Westseite des Gipfels zur Abzweigung des Juniper Canyon Trail. Dieser beginnt mit engen, steilen Serpentinen abwärts, bis er schließlich flach durch ein schattiges Tal verläuft und am Chaparral endet, wo auch mein Auto geparkt ist.
Hier sind inzwischen schon tatsächlich zwei weitere Leute angekommen. Bei einem kurzen Gespräch erfahre ich nun auch, wie man „Slough” eigentlich ausspricht, nämlich nicht wie „Slaff”, sondern wie „Sluu”!
Die High Peaks im letzten Sonnenlicht |
Auch ein weiterer Ranger ist anwesend. Er erzählt, daß er sich demnächst zum Olympic National Park versetzen lassen will. „Das ist ein ziemlicher Unterschied zu hier”, meine ich, worauf er meint, daß es hier viel zu warm ist und es im dort besser gefallen wird. Ich stelle mir kurz vor, wie die Gegend im Hochsommer gebacken wird, wenn es jetzt schon über 20 °C hat, und ich stimme zu.
Ich warte noch den Sonnenuntergang ab, bevor ich zurückfahre. Die untergehende Sonne entfacht auf den Felsspitzen ein regelrechtes Alpenglühen.
Tuesday, April 11th, 2000: Tag 4: Pinnacles NM
Auch am zweiten Tag ist am Chaparral so wenig los wie am Vortag. Der Ranger führt seltsame Experimente durch, die offenbar beinhalten, mit einem Gartenschlauch einen kleinen Bach über die Zufahrtsstraße anzulegen. Das Wetter ist ebenso wolkenlos wie gestern und sogar ein wenig wärmer.
Pinnacles NM |
Heute nehme ich die südliche Route um die High Peaks. „Um die High Peaks” ist dabei untertrieben, denn dabei steht zunächst der Juniper Canyon Trail auf dem Programm, den ich gestern auf dem Rückweg gelaufen bin. Er verläuft erst ca. 2 Kilometer flach durch eine schattige Schlucht, um dann etwa 400 Höhenmeter auf nur etwa 1 Kilometer Weg anzusteigen. Diese Strecke war gestern beim Abstieg noch erheblich leichter zu bewältigen. Trotzdem fühle ich mich danach nicht so geschlaucht wie gestern beim Aufstieg von Chalone Creek. Unterwegs treffe ich dann doch noch ein paar andere Wanderer, die auf den Felsen sitzend eine Verschnaufpause mit einem ausführlichen Rundblick kombinieren.
Oben angekommen befinde ich mich nur knapp unterhalb der höchsten Felsnadeln. Bei dieser Abzweigung folge ich dem High Peaks Trail nach Süden, den ich gestern von Norden kommend hier verlassen habe. Der Weg ist leicht abfallend und führt über einen Kamm in Richtung Bear Gulch. In den niedrigeren Lagen spenden immer mehr Bäume Schatten. Es ist inzwischen richtig heiß geworden, und schon bei der ersten Gelegenheit muss ich die Trinkflasche wieder auffüllen.
Ich erreiche das Ende der Straße, die die östliche Fortsetzung des Highway 146 darstellt, der durch das Pinnacles NM praktisch unterbrochen wird. Ein paar hundert Meter weiter befindet sich dann das Bear Gulch Visitor Center. „Visitor Center” ist hier fast schon übertrieben. Es handelt sich um eine Holzhütte mit ein paar Bildern und Ausstellungsgegenständen und einem Ranger im Hinterzimmer. Für eine Mittagspause ist das aber gerade richtig. Zudem gibt es im Außenbereich eine Wasserleitung und Sitzbänke für ein gemütliches Picknick.
Während dieser Mittagspause endet dann meine „Einsamkeit” im Pinnacles NM. Es fahren zwei Schulbusse vor und spucken eine Horde lärmender Schulkinder aus. Ich schaue mir das Treiben eine Weile an und hoffe darauf, daß sie einen anderen Weg nehmen werden als ich. Meine Hoffnungen erfüllen sich nicht. Die meisten verschwinden in Richtung Condor Gulch Trail. Dieser verläuft nach Nordwesten, bis er auf den High Peaks Trail stößt. Ich lasse erst den Trubel abklingen und mache mich nach einer Weile selbst auf den Weg. Unterwegs ist die Meute dann weniger laut, die Atemluft wird für andere Zwecke benötigt. Spätestens am Aussichtspunkt auf halber Strecke habe ich die meisten wieder überholt, inklusive einer Rangerin, die ganz offensichtlich die meiste Zeit sonst am Schreibtisch verbringt.
Pinnacles NM |
Nach der Kreuzung mit dem High Peaks Trail bin ich wieder alleine. Die Schulkinder sind nach Osten in Richtung Chalone Creek abgebogen. Ich biege nach Westen ab zu den High Peaks. Diesen Weg kenne ich schon von gestern. An der Abzweigung des Tunnel Trail gehe ich heute aber vorbei. Ich möchte die High Peaks heute auf der Ostseite umrunden. Der Wanderweg wird aber bald zum Klettersteig. Es sind fast senkrechte Felskanten zu überwinden, teilweise mit in den Stein gehauenen Tritthilfen und Ösen für die Seilsicherung. Ich merke bald, daß dieser Weg mit meinem jetzigen Konditionsstand und mit dem ungewohnten Gewicht des Rucksacks für mich heute nicht drin ist. So kehre ich dann um und laufe stattdessen über den Tunnel Trail und Juniper Canyon Train wieder zum Chaparral.
Nach der Pause am Auto steht noch ein kleines Special auf dem Programm, nämlich eine der beiden Höhlen der Pinnacles NM (und die derzeit einzige geöffnete). Ohne Rucksack und nur mit Trinkflasche und Taschenlampe mache ich mich auf den Weg über den Balconies Trail. Statt wie gestern auf den Balconies Cliffs Trail abzubiegen, laufe ich flach weiter und erreiche bald den Höhleneingang.
Die Höhle wurde nicht wie viele andere aus dem Fels ausgewaschen, sondern ist eigentlich der Hohlraum, der nach vielen Felsstürzen übriggeblieben ist. Schon der Eingang wird von einem hausgroßen Felsblock dominiert, der zwischen zwei schrägen Seitenwänden eingekeilt ist. Die Höhle verläuft unterhalb des eingeklemmten Blocks. Sollte der weiter abrutschen, während man darunter durchläuft, dann wird man nichtmal die Zeit haben sich vorzustellen, daß man dann platt wie eine Briefmarke sein wird. Aber der Block ist (zumindest heute) nicht abgerutscht.
Später wird die Höhle enger, und man muss teilweise durch enge Spalte durchkriechen. Sicher nichts für Leute mit Platzangst. Im Inneren ist es stockdunkel, und nur die mitgebrachte Taschenlampe weist den Weg. Am Höhlenausgang könnte man weiter bis zum Balconies Cliffs Trail weitergehen und über diesen den Rückweg bestreiten. Ich kehre aber sofort um und gehe (nochmals durch die Höhle) zum Parkplatz zurück.
Den Abend verbringe ich wieder in Soledad, inklusive Tex-Mex-Abendessen (Soledad könnte sowieso auch in Mexiko stehen, man würde den Unterschied vermutlich nicht sofort merken).
Wednesday, April 12th, 2000: Tag 5
Dieser Tag ist im wesentlichen ein Tag im Auto. Soledad südostlich der Monterey Bay verlasse ich in Richtung Point Reyes, etwa 400 Kilometer Luftline entfernt nördlich von San Francisco, am pazifischen Ozean. Diesmal mache ich keine Landpartie sondern halte mich an die großen Highways. Auf der 101 fahre ich bis San Jose. Dort biege ich auf die 680 nach Benicia ab. Die San Francisco Bay umfahre ich so auf der Ostseite, über die 80 durch Vallejo, die 37 und wieder 101 durch San Rafael. Schließlich
Blick auf die Tomales Bay |
Eine Unterkunft brauche ich diesmal für drei Nächte. Ich finde ein sehr schönes Inn, direkt an der Tomales Bay in Inverness gelegen.
Es ist schon später Nachmittag, aber ich suche trotzdem noch das Bear Valley
Visitor Center auf. Wie befürchtet ist es schon geschlossen, aber ein
paar Informationen zum allgemeinen Zustand und zum Wetter der nächsten
Tage sind noch zu ergattern.