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Grand Teton

Wednesday, June 30th, 2004

teilweise bewölkt, regnerisch, warm

Toms Riss im Zahnfleisch ist immer noch nicht besser, und so beschließen wir, das Hospital im Lake Village aufzusuchen. Wahrscheinlich erwartet man hier im Park nur von Bären zerfleischte Touris, Bergsteiger mit gebrochenen Beinen oder halb ertrunkene Angler, denn für eine solche einfache Verletzung haben die Ärzte leider nichts parat. Die Frau schreibt Tom aber zwei Medikamente auf einen Zettel, mit dem Ratschlag, er möge im General Store schauen, ob es dort so was gibt. Leider Fehlanzeige, obwohl sich der freundliche Ladenverwalter jede erdenkliche Mühe gibt. Die Amis brauchen halt hauptsächlich Aspirin und andere Schmerzmittel, denn davon gab es genug.

West Thumb Geyser Basin

Also fahren wir erst mal weiter zum West Thumb Geyser Basin am Lake Yellowstone und schauen uns die stinkenden, rauchenden Geysire an. Eigentlich handelt es sich hauptsächlich um Springs und Fumaroles, denn ausbrechen tut hier mal nix. Die Rangerin erzählt dann noch eine nette Geschichte aus den Anfangstagen des Nationalparks: Um eine Straße näher an das Basin zu bauen, wurde eines der Fumaroles einfach wo anders hin verlegt!!!!

Dann geht es weiter Richtung Grand Teton National Park. Vorher müssen wir aber noch schnell am Lewis Lake tanken, wo sich Tom auch noch ein Twix wünscht. Der junge Bursche an der Tankstelle behauptet, dies sei das beste Twix in ganz Yellowstone, worauf hin der andere meint, man solle dem Jungen keine Beachtung schenken, da er nur gerne redet, aber eben nichts sinnvolles. Carlos kauft das Twix aber trotzdem.

Am südlichen Ausgang des Parks geraten wir schließlich in einen langen Stau wegen einer Baustelle. Hierbei sehen wir unzählige Wohnmobile, die uns entgegen kommen und in den Yellowstone drängen, eines länger als das nächste, meist mit Wagen hinten angehängt.

Nach einigen Meilen Fahrt durch den Grand Teton National Park kommen wir schließlich in Colter Bay an, wo wir die nächsten drei Tage übernachten werden. Die freundliche Frau bei der Registrierung meint allerdings zu Tom: „Everything is ready, except for your room.” Daraufhin beschließen wir erst mal nach Jackson Hole zu fahren, um einzukaufen. Dort finden wir auch ein Albertsons, dessen stolze Mitglieder wir ja mittlerweile sind. Nach den höchst spartanisch bestückten Grocery Stores im Park kommt uns dies wie eine Food-Oase vor. Hier bekommen wir sogar das Medikament für Toms Zahnfleisch. Wir kaufen Essen für drei Tage und etwas zum Grillen, und danach gehen wir bei Wendy's essen. Von außen machen die Restaurants dieser Kette zwar einen recht biederen Eindruck mit der ausgebleichten Pippi Langstrumpf im Logo, aber das Essen ist erstaunlich gut und macht satt. Kommt zwar noch nicht an Burger King ran, aber McDonald's schlägt es um Längen. Nach dem wir die örtlichen „Schneckersla” bewundert haben (ganz unamerikanisch hübsch), fahren wir wieder zurück Richtung Grand Teton und machen kurz am Moose Visitor Center halt. Beim Anblick der hübschen Gärtnerin verfestigt sich Roberts Eindruck, dass in dieser Gegend der USA Außerirdische leben müssen, so toll wie die Frauen hier sind. Wir fahren sogar zweimal an ihr vorbei, damit sich auch alle satt sehen können…

Vor dem Einchecken wollen wir noch schnell eine kleine Wanderung zu den Lupine Meadows machen. Leider fällt Tom ein Satz aus Michls Reiseführer erst auf, als wir uns schon umgezogen haben: „one of the most taxing hikes in the park”

Wir fahren daraufhin sicherheitshalber weiter zum String Lake/Leigh Lake und wandern dort. Da es aber schon auf Abend zu geht und der Weg, wie der Name schon sagt, am Wasser entlang führt, geraten wir nach einigen Meilen in einen endlosen Moskito-Angriff und kehren wieder um, überleben aber dank „Off!” den Angriff größtenteils unbeschadet.

Teton Range

Nachdem wir inzwischen nach 16:00 Uhr haben, können wir auch endlich in Colter Bay einchecken und unsere Cabin bewundern: Rustikal eben! Da das Holzhaus nur drei Betten besitzt, bekommen wir auch noch ein Roll-Away-Bed, welches dem Kleinsten von uns zugewiesen wird: Carlos (Oder ist er einfach nur zu gutmütig? Nein, er ist einfach nur der Kleinste!)

Danach lassen wir den Abend beim Grillen am See und Volleyball ausklingen. Leider sind die Schnaken uns vom String Lake hierher gefolgt und wir schaffen es gerade noch, unter ständigem „Um-uns-Batschen” unser Essen zu verschlingen, bevor wir fluchtartig den Picknick-Platz verlassen.

Beim Duschen von Robert hört man ein Prusten aus dem Badezimmer. Danach beschwert er sich bitterlich, dass es nur eiskaltes Wasser gäbe. Wir erklären ihm das Patent des Einhandreglers, den man über kalt in den warmen Bereich drehen kann. Er meint lapidar „man muss auch mal kalt duschen können”.

Thursday, July 1st, 2004

Sonnig, warm, nachmittags bewölkt, Gewitter

Wer geglaubt hat, die Nächte in der Cabin in Yellowstone waren schattig, der konnte sich nicht mehr an die Blockhütten in der Colter Bay im Grand Teton erinnern (Michl, Carlos, Tom) oder kannte sie noch nicht (Robert). Jedenfalls leistet die kleine Heizung in den frühen Morgenstunden gute Dienste.

Nachdem der Wecker gekräht hat und Michl angezogen ist, verschwindet er samt Fotoausrüstung aus der Hütte. Tom hält das nach einem Blick aus dem Fenster auf den blauen Morgenhimmel für eine sehr gute Idee und tut es Michl gleich. Schließlich haben wir fast hinter dem Haus einen schönen See mit fotogenem Bergmassiv an dessen entfernten Ufern.

Nachdem Tom und Michl von der Fotosafari zurück sind und auch Carlos kurz das kostenlose Internet im Registration Office malträtiert hat, brechen wir zu einer kurzen Fahrt zur Signal Mountain Lodge auf. Von hier aus kann man auf den Signal Mountain fahren, von wo aus man einen tollen Blick auf die morgendlich wolkenfreie Teton Range hat. Man kann sich diesen Anblick aber auch erwandern. Und das tun wir auch. Ein seeehr selten begangener Weg (meist nur ein halb überwucherter Trampelpfad) führt uns die 250 Höhenmeter zum Aussichtspunkt hinauf. Wir begegnen unterwegs nur 3 kleinen Wanderergruppen. Warum ist uns allen völlig unklar, ist es doch eine traumhafte Wanderung. Der Wald ist übersäht mit blauen Blumen, und später auf den Bergwiesen blüht alles, was es nur kann. Gelb, Rot, Weiß, Blau, Violett… Eine bezaubernde Pracht an Wildblumen, die so ganz nebenbei einen betörenden Duft verbreiten. Oben ankommen sind wir wieder mit den Flachlandtouris vereint, die sich mühsam die 200 Fuß vom Parkplatz herübergeschleppt haben, nur um uns die einzige Holzbank wegzunehmen… Aber der Anblick ist für alle gleich toll. Unter uns liegt der Jackson Lake und dahinter die ganzen Berge der Teton Range.

Teton Range vom Signal Mountain

Nachdem dies noch nicht ganz der Gipfel ist, gehen wir die Teerstraße (würg). Das letzte Stück bis zum Gipfel. In der letzten Biegung finden wir einen völlig zugewachsenen Pfad zu einem Aussichtspunkt in die Tiefebene um den Snake River herum. Ganz großes Kino! Hier stehen zwei einsame Bänkchen, von uns wohl nach Jahrhunderten wieder entdeckt… Der eigentliche Gipfel ist dann eine echte Enttäuschung, weshalb wir von dort auch schnell wieder verschwinden. Auf dem Abstieg nehmen wir die Alternativroute, die uns nach untigem Schild an den „Potholes” und nach obigem Schild an den „Lakes” vorbeibringen soll. Die allgemeine Wasserknappheit macht sich auch bei diesen Seechen bemerkbar, doch ist der eine umgeben von einem wahren Meer aus violetten Pflanzen, dessen Name es noch zu eruieren gilt. Jedenfalls ist dieser Anblick alleine schon den Aufstieg wert.

Nach knappen 10 Meilen sind wir letztlich wieder am Wagen angelangt, und zumindest Tom kann diese Wanderung getrost in seine All-Time Top 5 einordnen. Nach einer kurzen Fahrt machen (die meisten) Picknick an dem „Chapel of the Sacred Heart” Picknickplatz, wo uns zwei Eichhörnchen – auf einem Grill sitzend – gespannt erwarten und uns interessiert beim Essen zuschauen.

Danach beschließen wir Siesta zu halten und fahren deshalb zur Blockhütte zurück. Vorher gehen wir noch kurz T-Shirt (Robert und Tom) und Eis (Michl) kaufen. Robert hat schließlich heute morgen festgestellt, dass er sein in Yellowstone neu gekauftes T-Shirt nebst seinem Rock&Roll Pullover beim Einpacken im Canyon Village vergessen hat.

Am späten Nachmittag geht ein heftiges Gewitter nieder, das wir locker in unserer Hütte hockend über uns ergehen lassen. So ein ruhiger Nachmittag ist doch mal ganz entspannend und bringt die unterschiedlichsten Projekte voran (Roberts Rollenspiel, Toms Programm, dass er schon während des ganzen Urlaubs schreibt, Carlos was auch immer und Michl hört Musik und schimpft über die Unvollständigkeit der Audubon Field Guides…)

Abendessen ist dann ein eher improvisiertes Picknick, indem wir einen kleinen Tisch in die Mitte des Raumes stellen und mit allem beladen was wir da haben. Und schwupps, sind unsere Vorräte auch schon wieder auf ein überschaubares Maß geschrumpft. Nur Brot (oder was man halt hier als solches bezeichnet) haben wir irgendwie durch leichte Koordinationsprobleme im Überfluss.

Friday, July 2nd, 2004

Sonnig, warm, nachmittags bewölkt, Gewitter

Nachdem wir in der Colter Bay übernachten, haben wir uns heute hier eine Wanderung ausgesucht. Nach einem Besuch im Visitor Center und Indian Arts Museum machen wir uns auf die Socken zum Heron Pond und zum Swan Lake. Vorweggenommen: An ersterem sehen wir keine Reiher, und da heute Freitag ist, steht auch der Schwanensee nicht auf dem Programm, d.h. keine Schwäne… Dafür sehen wir gleich nach Beginn der Wanderung eine Gruppe von Mule Deers aus der Nähe und wenig später einen Bald Eagle (Weißkopfseeadler) beim Davonfliegen. Ansonsten ist die Wanderung sehr entspannend und gleicht eher einer Fotosafari mit Libellen, Fischadlern und Blumen (die nicht ganz so schnell abhauen wie die Vögel), als einer anspruchsvollen Herausforderung. So sind wir dann einige Stunden und etwas über 3 Meilen später wieder am Cottage. Hier machen wir Mittag und wollen danach noch mal tiefer mit dem Wagen in die Sagebrush Plains zum Snake River.

Heron Pond

Unterwegs stehen wir plötzlich im Stau. Carlos meint noch lapidar „da ist bestimmt ein Baum umgefallen”. In der Kategorie der sinnlosesten Bemerkungen bekommt dieser Spruch zumindest einen Ehrenplatz… bis wir letztlich sehen was los ist: Die Straße ist mit einem Wagen mit Blaulicht abgesperrt… es ist wirklich ein Bäumchen über die Straße gefallen, dem sie gerade mit der Kettensäge zu Leibe rücken. Unglaublich!

Die Straße in die Sagebrush Ebene gestaltet sich als seeehr holprig und ist nicht uninteressant, doch hält das Ziel nicht unseren Erwartungen stand. So holpern wir das Stück Straße zurück und fahren Richtung Cottage – unterwegs nur aufgehalten von einem Elch, der nahe der Straße grast. Am Nachmittag geht wieder ein schweres Gewitter nieder, mit kirschgroßen Hagelkörnern und auch der Regen hält heute länger an als sonst. Also beschließen wir eine Runde „Hornochsen” zu spielen, die Tom klar verliert, gefolgt von einer Runde Fluxx.

Danach machen wir uns ein Abendessen bestehend aus den nicht mehr vorhandenen Resten unserer Eisbox. Schnell fällt Michl in Fieberfantasien von „Schweinebraten mit Wirsing, Rotkraut und Klös”, von „Leberkäs mit Bratkartoffeln und Ei” und so geht dies endlos scheinende Minuten so weiter. Keiner ist wirklich zufrieden und für Toms einziges Essen des Tages war es schlichtweg eine magere Enttäuschung. Nur Carlos meint danach „Ich bin satt geworden…”

Tom geht danach telefonieren und kommt mit „das war die schwerste Geburt meines Lebens. Es sind Zwillinge” zurück. Er hat über HHonors zwei Räume für die letzte Nacht in Salt Lake City gebucht, doch das hat sich als alles andere als einfach erwiesen. Nein, er hat keine Geheimnummer dabei, nein, ein Faxgerät ist nicht in Reichweite, nein, mir die Gutscheine zu emailen ist auch keine gute Idee… und so ging es weiter, bis die gute Dame von der Reservierung ihm die Bestätigungsnummern durchgeben wollte. Ähhm kein Papier und noch weniger Stift da. Die Rettung kommt in Form des Telefons selbst, das, genauso wie ein Abstellbrettchen in Blütenstaub getaucht scheint. So schmiert er die ewig scheinenden Nummern in den Blütenstaub und hofft sie noch lesen zu können, nachdem er sich Stift und Blatt besorgt hat.

Zurück im Cottage geht er den Kratzgeräuschen an der Wand auf die Spur und stellt fest, dass sich in dem Schlitz zwischen den beiden aneinandergrenzenden Cottages eine Eichhörnchenfamilie eingenistet hat, die dann auch (den Geräuschen nach zu urteilen) die halbe Nacht lang versucht, durch die Wand zu brechen (und dies mit schwerem Gerät wohlgemerkt).

Danach legen wir noch die Eisbox still, nachdem wir ja wieder in die „Zivilisation” kommen. Die Reste der Saucen usw. überlassen wir der lokalen Entsorgung – oder den Bären, wer auch immer sie als erstes findet.